(3) Und wenn denn auch mein Herr, der überaus gottgefällige Bischof Coelestin, in
dem Schreiben eine äußerst knappe Frist gesetzt hat, da er für die Antwort einen
Rahmen von nur zehn Tagen, wie sein Schreiben es beinhaltet, lässt, ist es dennoch
möglich, diese Aufgabe auch an einem einzigen Tag zu erledigen, vielleicht aber auch
in wenigen Stunden. Denn angesichts des für uns [aufgestellten] Heilsplans, der sich
auf den Allkönig Christus bezieht, einen zweckmäßigen Namen zu verwenden, der
von vielen unter den Vätern verwendet und durch die heilbringende Geburt aus einer
Jungfrau bestätigt worden ist, das ist leicht, so dass Deine Heiligkeit es weder als ge‐
fahrvoll von sich weisen noch Folgendes in Rechnung ziehen muss, dass du [nämlich]
nicht etwas dir selbst Widersprechendes erklären darfst. Wenn deine Denkweise näm‐
lich an demselben Denken festhält wie die Väter und kirchlichen Lehrer (das haben
wir nämlich durch zahlreiche gemeinsame Freunde über dich, mein Herr, erfahren),
was erregt Kummer daran, das fromme Denken mit einem angemessenen Namen öf‐
fentlich zu machen, und das, wo eine so große Unruhe und {so große} Untersuchung
deinetwegen vorliegt? Das sollst du nämlich genau wissen, mein überaus gottgefälliger
[Freund]: Die Sache ist in Bewegung geraten und sie ist von den [Menschen] in nah
und fern eifrig im Munde herumgetragen worden, und ein überaus heftiger Sturm hat
deswegen unerwartet die Gemeinden ergriffen, da die Gläubigen überall jeden Tag aus
diesem Grund aneinander geraten. Und dass dies wahr ist, wirst du aus den Umstän‐
den selbst heraus erkennen: Der Westen und Ägypten nämlich und vielleicht auch
noch Makedonien haben sich entschieden, die Einheit aufzubrechen, welche die Gnade
Gottes unter viel Schweiß und Mühen der heiligen und ruhmvollen Bischöfe und
besonders unseres in jeder Hinsicht heiligen und gemeinsamen großen Vaters Akakios
der Gemeinschaft der Gemeinden geschenkt hat. Wer soll denn Vorwürfe erheben,
wenn du es für richtig hältst zu sagen, was du denkst? Und mehr noch: Wer soll es
nicht gutheißen, wenn du eine Benennung akzeptierst, deren Bedeutung, wie wir er‐
fahren haben, Deine Frömmigkeit verinnerlicht hat, und das für die ökumenische Be‐
ständigkeit und den Frieden?
Wenn es aber recht ist, werde ich dich bei der Gelegenheit an ein schönes Beispiel
erinnern, von dem ich möchte, dass du es auch im Gedächtnis behältst. Es ist nämlich
noch nicht [so] viel Zeit verstrichen, seitdem es sich bei uns zugetragen hat, dass es
dem Vergessen überlassen worden wäre. Du erinnerst dich doch sicherlich an den seli‐
gen Theodor, den Bischof, der während einer Exegese etwas sagte, was nicht gut ge‐
sagt zu sein schien, und zwar zuerst dir, der du bei jener Gelegenheit freimütig das
Wort ergriffen hast, darauf auch allen, die zuhörten, und wie jener, als er den Schaden
und die Unruhe wahrnahm, welche der kleine sprachliche Lapsus verursacht hatte,
und er bemerkte, wie die Unruhe Zwietracht bewirkte, vielmehr sogar Gegnerschaft,
weil die Menschen es lieben, wenn sie eine solche Gelegenheit ergriffen haben, sich in
dies und jenes Lager zu spalten, und dass die Gegnerschaft den anscheinend kleinen
Funken des Anstoßes wachsen lässt (was freilich auch jetzt bei uns geschehen ist), wie
jener edle Mann nach nur wenigen Tagen aufstand und das von ihm Gesagte, ohne zu
erröten, zum Wohle der Kirche berichtigte und, nachdem er es berichtigt hatte, die
Verleumdung, die gegen ihn entstanden war, augenblicklich fortwischte, wobei er
nicht in Erwägung zog, dass die Berichtigung etwas Schlechtes sei, und das, weil alle
wussten, dass das von ihm Gesagte schlecht gesagt worden war, ihn aber aufgrund des
umgehenden Wandels akzeptierten.