CV143: Bittschrift des Diakon Basilius und weiterer Mönche

Inhalt: Der Diakon Basilius und weitere Mönche aus Konstantinopel wenden sich in einer Bittschrift an die Kaiser, um diese dazu zu bewegen, den Repressalien, denen sie sich und ihre Gesinnungsgenossen seitens des Nestorius und seiner Anhänger ausgesetzt sehen, ein Ende zu bereiten und durch die Einberufung einer ökumenischen Synode eine Einung der Kirche herbeizuführen.

Edition: Collectio Vaticana 143, ACO I,1,5 S. 7,5–10,11; ältere Edd.: Labbé/Cossart (1671–1672), Bd. 3 Sp. 426–431; Coleti (1728–1734), Bd. 3 Sp. 974–980; Mansi, Bd. 4 Sp. 1101–1108

Verzeichnisnummern: CPG 5774

Verfasser: Basilius von Konstantinopel

Datierung: Ende 429 bis Anfang 430

Lat. Übersetzungen:  –

Literatur: Price/Graumann (2020), S. 189–194

(2) Deswegen, weil die wahre Lehre in der hochheiligen Kirche präzise verkündet
wurde und der häretische Paulus zu Recht ausgestoßen wurde, entstanden Spaltungen
zwischen den Menschen, brüchige Verhältnisse unter den Priestern und Unruhe unter
den Hirten. Daher haben auch jetzt einige unter den frömmsten Presbytern vor den
Augen des Nestorius, dem der Bischofsthron anvertraut worden ist, wenn man
‚Bischof‘ erwähnen muss, diesen in der Versammlung häufig in Frage gestellt und sich
wegen seiner Weigerung, die heilige Jungfrau Gottesgebärerin zu nennen und Christus
einen wahrhaft von Natur aus [existierenden] Gott, aus der Gemeinschaft mit ihm
ausgeschlossen und verbleiben [so] bis heute. Einige aber entziehen sich in ähnlicher
Weise heimlich der Gemeinschaft mit ihm. Andere unter den überaus frommen Pres­
bytern wurden, weil sie in der hochheiligen Friedenskirche, die am Meer liegt, gegen
die in übler Weise erneuerte Lehrmeinung gesprochen haben, am Sprechen gehindert,
weswegen das Volk, welches die gewohnte Lehre des rechten Glaubens fordert,
aufschrie und sprach: ‚Einen Kaiser haben wir. Einen Bischof haben wir nicht.‘ Doch
der Vorstoß des Volkes blieb unterdessen ungestraft,
wenn es auch zum Teil von den
Gehilfen festgenommen und im Büro der Dekane geschlagen wurde, ausgerechnet in
der Hauptstadt, was nicht einmal bei den barbarischen Völkern vorkommt. Einige
unternahmen auch von Angesicht zu Angesicht in der hochheiligen Kirche vor dem
Volk Befragungen und nahmen keine geringe Bedrängnis auf sich. Einer von den
einfacheren Mönchen sah sich seinem Eifer entsprechend gezwungen, den Herold der
Gesetzlosigkeit inmitten der Gemeinde davon abzuhalten, hineinzugehen, während
der Gottesdienst stattfand, weil er ein Häretiker sei. Nachdem er [sc. Nestorius]
diesen geschlagen hatte, übergab er ihn aber den überaus erhabenen Präfekten und
schickte ihn, nachdem er öffentlich geschlagen und zur Schau gestellt worden war,
indem ein Herold vor ihm Ausrufe ertönen ließ, ins Exil. Und nicht nur das: Nein,
sogar in der hochheiligen Kirche selbst waren nach dessen gottloser Predigt jene, die
der Sippschaft eben des Machthabers angehören, drauf und dran, einen Mord zu
begehen, wenn die Hilfe Gottes nicht Einhalt geboten hätte.

2 | 11 Friedenskirche]

Die auch heute noch prinzipiell als Gebäude existierende Kirche war nach späteren Quellen Austragungsort des ersten Konzils von Konstantinopel (vgl. Steph. Diac. Vita Stephani Iunioris 44,76f.).

2 | 12 erneuerte Lehrmeinung]

In der sogenannten Contestatio des Eusebius (CV18 [Dok. 2]), einem öffentlich verbreiteten Dokument, wurde Nestorius vorgeworfen, die ver­ur­teil­ten Lehren des Paulus von Samosata zu erneuern. Möglicherweise spielen die hier gewählten Worte auf diesen Vorwurf an. Vgl. hierzu auch Price/Graumann (2020), S. 190 Anm. 346.

2 | 14–15 Doch … ungestraft]

Möglicherweise ist an dieser Stelle auch eine Negation ausgefallen, da das Fol­gen­de ja doch eindeutig Strafen gegen das in Aufruhr geratene Volk beschreibt, die mit der Fest­stellung, dass der Protest straflos geblieben wäre, nur wenig harmonieren (vgl. z.B. Mansi IV, 1104).

Die Akten des Konzils von Ephesus 431. Übersetzung, Einleitung, Kommentar

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