CV149: Kyrills Rede an die Augustae über den Glauben

Inhalt: Kyrill richtet sich in seinem Schreiben nach seiner Rede ‚Ad dominas‘ (Dok. 40) ein zweites Mal an von ihm als ‚Kaiserinnen‘ angesprochene Adressatinnen, um diese in ihrem rechten Glauben zu bestärken. Zu diesem Zweck führt er, geordnet nach verschiedenen Glaubensfragen, eine Vielzahl von Zitaten aus den neutestamentlichen Schriften an, mehrheitlich solche, die auch eine Interpretation im Sinne einer nestorianischen Christologie zulassen. Diese kommentiert er dann jeweils unmittelbar im Anschluss und deutet sie dabei entsprechend seiner eigenen Position aus, die nachdrücklich die Einheit Christi betont.

Edition: Collectio Vaticana 149, ACO I,1,5 S. 26,2–61,31; ältere Edd.: PG 76, Sp. 1336–1420; Pusey (1965 [= 1868–1877]), Bd. 7 S. 263–333

Verzeichnisnummern: CPG 5220

Verfasser: Kyrill von Alexandria

Datierung: 430

Lat. Übersetzungen:  –

Literatur: van Loon (2009), S. 454–474

(20) „Wie es nun also durch den Fehltritt eines Einzelnen für alle Menschen zur
Verurteilung gekommen ist, so ist es auch durch die gerechte Tat eines Einzelnen für
alle Menschen zur Rechtfertigung des Lebens gekommen. Wie nämlich durch den Un­
gehorsam des einzelnen Menschen die Masse zu Sündern geworden ist, so wird durch
den Gehorsam des Einzelnen auch die Masse zu Gerechten werden.“
Da nun die Na­
tur des Menschen zum Todesfluch und zur Todesstrafe verurteilt worden ist wegen des
Ungehorsams des Erstgeformten, musste sie sich wieder zum ursprünglichen Zustand
aufrichten, indem sie vollkommen untadelig den Beweis des Gehorsams lieferte.
Doch
das liegt bereits weit und gänzlich außerhalb der Maße der Menschheit. Denn keiner
ist rein von Sünden. Da sie aber einmal mit dem Fehlerhaften in Berührung gekom­
men, von den in ihr wohnenden Schwächen überwältigt worden ist, im eigenen Fleisch
an der Ausbildung der Schlechtigkeit krankt und mit dem rauen Gesetz der Sünde
schwanger geht, wie kann sie wohl überhaupt entkommen? „Denn das Trachten des
Fleisches ist Feindschaft“, heißt es, „gegenüber Gott
und es unterwirft sich nicht dem
Gesetz Gottes.
Das kann es nämlich nicht.“ Weil Gott, der Vater, nun auf kunstfertige
Weise alle Dinge in Christus zusammenfasst und aus übergroßer Milde für die Natur
des Menschen die Rückkehr zu dem, was war, oder eben die Rückführung ermöglicht,
‚sandte er seinen Sohn aus, geboren von einer Frau‘, auf dass er sich, indem er den mit
uns gemeinsamen Leib annimmt und ihn sich zu eigen macht, als Mensch auf der Erde
zeige und, da er keine Sünde kennt und so in jeder Hinsicht Gott, dem Vater, Unter­
tan geworden ist, die Natur des Menschen in sich selbst rechtfertige und die Fesseln
des Todes entferne, während sie von Gott, dem Vater, mit dem Laub der Unschuld
bekränzt wird. Es wäre nämlich widersinnig, wenn wir zwar Erben der Strafe des
Ersten würden, der durch Ungehorsam ins Verderben treibt, aber nicht an der Ge­
rechtigkeit des Zweiten teilhätten, der durch vollkommenen Gehorsam ins Leben
zurückführt. Wenn also die Heilige Schrift sagt, dass viele durch den Gehorsam eines
Einzelnen gerechtfertigt worden sind, meinen wir, dass nicht einfach ein einzelner
Mensch aus den Reihen der Unseren zu diesem Zweck eingesetzt worden ist, sondern
vielmehr der Einziggeborene, der Mensch geworden und dem Vater zu unseren Guns­
ten gehorsam geworden ist. Er hat nämlich keine Sünde getan „und es wurde auch kein
Trug in seinem Mund gefunden“,
wie geschrieben steht.

20 | 1–5 Wie … werden]

Röm 5,18f.

20 | 5–8 Da … lieferte]
20 | 13–15 Denn … nicht]

Röm 8,7.

20 | 14–15 und … Gottes]

In der Zitation Kyrills einfach mit καί an den vorangehenden Satz angefügt, im Römerbrief jedoch durch ein begründendes γάρ damit verbunden.

20 | 16 alle … zusammenfasst]

Vgl. Eph 1,10.

20 | 18 sandte … Frau]

Vgl. Gal 4,4.

20 | 20 da … kennt]

Vgl. 2 Kor 5,21.

20 | 30–31 Er … gefunden]

Vgl. 1 Petr 2,22; s. auch Jes 53,9.

Die Akten des Konzils von Ephesus 431. Übersetzung, Einleitung, Kommentar

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