(24) „Denn ich bin vom Himmel herabgestiegen, nicht damit ich meinen Willen
tue, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat. Das ist der Wille dessen, der
mich gesandt hat, dass ich alles, was er mir gegeben hat, [dass ich] nichts davon ver‐
liere, sondern es am letzten Tag auferwecke.“ Er sagt, dass er selbst vom Himmel
herabgestiegen und von Gott, dem Vater, gesandt worden sei, obwohl er das All erfüllt,
wobei er Folgendes, glaube ich, für alle deutlich aufzeigt und festlegt, dass [nämlich]
der Logos, der Gott ist, mit Blick auf den Heilsplan um unseretwillen zur Menschheit
herabgekommen ist und es [dabei] in keiner Weise aufgegeben hat, von Natur aus
Gott zu sein, sondern vielmehr hinzugenommen hat, was er [vorher] nicht war, auf
dass er, wenn er den mit ihm geeinten Leib für kurze Zeit dem Tod überlässt, nichts
ihm Eigenes von dem, was ihm gegeben worden ist, verliere, sondern es vielmehr be‐
wahre und am letzten Tag auferwecke. Indem er sagt, dass er den Willen des Vaters tue
und nicht ganz und gar seinen eigenen, rügt er also den Wahnsinn der Juden und stellt
[sie] unterschwellig so dar, als ob sie immer den eigenen Willen in Stellung brächten,
über die göttlichen Gesetze hinwegsähen und sich darin übten, das, was dem Herr‐
scher recht erscheint, für nichtig zu halten. Indem er nämlich sich selbst in diesen
Dingen Folgsamkeit attestiert, klagt er den Ungehorsam jener an. Denn er sagt ir‐
gendwo auch an anderer Stelle zu ihnen in der Annahme, dass sie [ihn] verfolgen
wollten und beschlossen hätten, [ihn] zu hassen, und deswegen ein ungerechtes Urteil
über ihn fällten: „Ihr urteilt dem Fleisch nach. Ich verurteile niemanden. Wenn ich
aber urteile, ist mein Urteil gerecht, weil ich nicht meinen Willen suche, sondern den
Willen dessen, der mich gesandt hat.“
Dinge wie diese sagt er also im Hinblick auf den Heilsplan. Lasst uns jedoch jetzt
dringend Folgendes betrachten. Da er als Gott aus dem Himmel herabgestiegen ist,
seien ihm, sagt er, vom Vater jene, die an ihn glauben, anvertraut worden, damit er sie
nicht verliere, sondern vielmehr am letzten Tag auferwecke. Auf welche Weise erweckt
er nun auf, wenn nicht durch die eigene Auferstehung von den Toten? Denn indem er
noch vor allen anderen seinen eigenen Tempel lebendig gemacht und die Macht des
Todes erschüttert hat durch den Tod des eigenen Fleisches, hat sich für die mensch‐
liche Natur ein Weg zur Auferstehung aufgetan und zur Möglichkeit, das Verderben
künftig überwinden zu können. Das, wodurch er zum Erstgeborenen aus den Toten
geworden ist, ist also Eigentum des Gott-Logos, der aus dem Himmel herabgekom‐
men ist, damit das, was ihm gegeben worden ist, auch dem Auferstandenen ins Leben
folge, da es nicht mehr wegen der Übertretung des Erstgeformten zugrunde geht,
sondern vielmehr wegen des Gehorsams Christi gerettet wird. Er sagt aber, dass ihm
jene anvertraut worden sind, die wiederum den Glauben an ihn angenommen haben,
dass er Mensch geworden ist. Zwar ist selbstverständlich alles, was dem Vater gehört,
sein eigenes Erbe. Da er aber, wie ich sagte, Anteil hatte am Blut und am Fleisch, wir
darauf dann an ihn als Gott geglaubt haben, deswegen wird der Begriff des Gebens
eingeführt. Derjenige, der auch davor schon König war, hat ja auch im Fleisch als
König über uns geherrscht. Und als ob er das Amt, als König herrschen zu müssen,
angetreten hätte, als er wie wir geworden ist, heißt es: „Der Herr sagte zu mir: Mein
Sohn bist du, ich habe dich heute gezeugt.“ Er nimmt also auf menschliche Weise das
Seine an, obwohl er als Gott immer die Vollmacht über das All besitzt.