(32) „Denn er hat dies ein für alle Mal getan, indem er sich selbst darbrachte. Das
Gesetz setzt nämlich Hohepriester ein, die mit Schwäche behaftet sind, das Wort des
Eides aber, der nach dem Gesetz [kommt], einen Sohn, der auf ewig vollendet ist.“
‚Denn durch eine einzige Opfergabe‘, natürlich durch die seines eigenen Leibes, ‚hat‘
unser Herr Jesus Christus ‚jene, die geheiligt werden, zur Vollendung gebracht‘.Er hat
sich für sie schließlich selbst Gott, dem Vater, als wohlriechendes Opfer dargebracht
und auf geistiger Ebene durch Glauben und Heiligung zur Vollendung geführt, wohin‐
gegen der gesetzliche Gottesdienst nichts zur Vollendung bringt. Also fanden zwar die
Urformen ein Ende und das Fruchtlose am Alten Testament, das in der Schatten‐
haftigkeit lag, hörte auf, es kam jedoch notwendigerweise zu einer ‚Einführung einer
stärkeren Hoffnung, durch welche wir uns Gott nähern‘, weil Christus als Mittler
auftrat und einen hohepriesterlichen Rang einnahm durch die Ähnlichkeit mit uns.
Betrachte indes [noch] Folgendes: Der Göttliches kündende Paulus sagt über ihn,
dass ‚er aufgrund von Schwäche gekreuzigt worden ist‘. Wie kann dann das Gesetz
Hohepriester einsetzen, die mit Schwäche behaftet sind, das Wort des Eides aber, der
nach dem Gesetz [kommt], einen Sohn, der auf ewig vollendet ist, in dem Sinn, dass er
die Schwäche selbstredend nicht besitzt? Von rechter Beschaffenheit und in jedem
Gut vollendet zu sein, liegt nämlich meiner Meinung nach darin begründet, dass er
nicht denen entspricht, die dem Gesetz nach [Hohepriester sind], für die es ganz und
gar nichts Ungewöhnliches ist, zuweilen schwach zu sein. Auf welche Weise kommt
man also zu der Überzeugung, dass derselbe der Schwäche überlegen und als Sohn
vollendet ist, aber auch aufgrund von Schwäche gekreuzigt worden ist? Es ist doch
wohl folgerichtig zu bedenken, dass er auf fleischlicher Ebene Schwäche erfuhr, als er
das Kreuz auf sich nahm, als Gott allerdings jenseits der Schwäche steht. Schließlich
‚ist der Geist willig, das Fleisch aber schwach.‘ Wenn sie jedoch sagen sollten, die
Schwäche in diesem Fall liege darin, dass jene, die dem Gesetz nach priesterlichen
Dienst leisten, selbstverständlich in Sünde lebten, wollen wir [dem] nichts entgegen‐
setzen. Ich stimme vielmehr zu, da ich mich entschieden habe, richtig und ebenso zu
denken. Die dem Gesetz nach Opferpriester [sind], brauchten also nicht [nur] ein
einziges Opfer, sondern vielmehr zahlreiche, da sie [sie] täglich für sich selbst und die
Fehler des Volkes darbrachten, weil man überaus häufig Schwäche zeigte und Nach‐
giebigkeit, die zu vielfältiger Sünde führt. Jener aber, der als Gott stärker als die Sünde
ist, hat sich selbst dargebracht und wurde unser Hohepriester, von dem man sagt, dass
er auf menschliche Weise priesterlichen Dienst leiste, aber indem er dem Vater den
eigenen Leib opfert. Auf gottgeziemende Weise lässt er es also nicht zu, Sünde zu
erfahren, weil er nicht von gewordener Natur war, welche das Unwandelbare und die
umfängliche Fähigkeit, der Sünde zu entkommen, ihrem Wesen nach nicht besitzt. Er
ist demnach in jeder Hinsicht vollendeter Sohn, da er die Unerschütterlichkeit im
Hinblick auf die Heiligung ohne Hilfe eines anderen besitzt und die Freiheit von Feh‐
lern als Frucht eigener Natur trägt.