(8) „Den im Verhältnis zu den Engeln für kurze Zeit Erniedrigten, Jesus, sehen wir
aber durch das Erleiden des Todes mit Herrlichkeit und Ehre bekränzt, auf dass er
durch die Gnade Gottes für jeden den Tod kostete.“ Der Göttliches kündende Paulus
sagte, als er über unser aller Retter Christus redete: „Wenn er aber den Erstgeborenen
einführt in die Welt, spricht er: ‚Und alle Engel Gottes sollen ihn verehren.‘“ Und wie‐
derum: „Derjenige, der Abglanz der Herrlichkeit und Abdruck seiner Hypostase ist
und das All mit dem Wort seiner Macht trägt, der Reinigung von unseren Sünden
bewirkt hat, nahm Platz zur Rechten des Thrones der Majestät in der Höhe, um so
viel größer geworden als die Engel, wie er im Verhältnis zu ihnen einen vornehmeren
Namen erhalten hat. Denn welchem unter den Engeln sagte er jemals: ‚Mein Sohn bist
du, ich habe dich heute gezeugt‘?“ Als also der Einziggeborene Erstgeborener wurde
und unter viele Brüder kam, damals, sagt [Paulus], ist er auch eingeführt worden in die
Welt. Er war nämlich als Gott seiner eigenen Natur nach außerhalb der Schöpfung.
Damals, sagt er, wurde er auch im Verhältnis zu den Engeln erniedrigt, obwohl er
ihnen gegenüber einen vornehmeren Namen bekommen hat. Denn der Begriff ‚Engel
[= Bote]‘ bezeichnet eine Dienstleistung und zeigt uns implizit einen dienenden Rang
an. Sie werden nämlich ausgesandt ‚zum Dienst um jener willen, die Rettung erhalten
sollen‘. Der Sohn sollte aber ja wohl die wesenhafte und natürliche Existenz aus dem
Vater heraus bezeichnen, wenn wir denn glauben, dass die Zeugung auch wahrhaftig
stattgefunden hat.
Warum ist also derjenige im Verhältnis zu den Engeln erniedrigt worden, der von
ihnen verehrt wird, der mit dem Vater auf dem Thron sitzt? Der Grund [dafür] ist
klar: Er kam nämlich herab in den Maßen der Menschheit und hat, indem er den von
Natur zum Sterben befähigten Leib annahm und sich ihn zu eigen machte, in ihm
freiwillig gelitten. Und er bekränzt sich durch das Leid mit höchsten Ehren unter der
Voraussetzung, dass er dadurch den Tod außer Kraft gesetzt und das Verderben als
nicht wirksam erwiesen hat, weil er ja auch als Unvergänglichkeit und Leben existiert.
Wenn er also Jesus nennt und sagt, dass er im Verhältnis zu den Engeln erniedrigt wer‐
de, nehmen wir nicht einen Menschen separiert und für sich wahr, sondern den Ein‐
ziggeborenen selbst, der den heiligen Engeln zugesteht, bezogen auf den Heilsplan
den Vorrang einzunehmen, weil derjenige, welcher der Überlegenheit jener nachsteht,
in Wahrheit Mensch geworden ist. Die [Attribute] der Überlegenheit [gebühren] aber
den heiligen Engeln, weil sie außerhalb des Fleisches stehen und stärker als der Tod
sind, während der Sohn sich wegen der freiwilligen Entäußerung in dieser Lage befin‐
det. Doch der kurzzeitig im Verhältnis zu den Engeln zumindest durch das Maß der
Menschheit Erniedrigte wird, da er in Überlegenheit der Gottheit existiert, von ihnen
verehrt und sitzt auf Thronen, um die jene rings umher stehen und ihn dabei stets
preisen und Herrn der Heerscharen nennen.