Ich, Kyrill, grüße meinen ersehnten Bruder und Mitdiener Juvenal im Herrn.
Ich habe dafür gebetet, dass der überaus fromme Bischof Nestorius den Spuren
jener, die in gutem Ruf stehen, und dem rechten Glauben folgt (denn wer unter de‐
nen, die vernünftig denken, betete nicht dafür, dass jene, denen es zugefallen ist, die
Herden des Retters zu leiten, in höchstem Ansehen stehen?). Da sich die Natur der
Sache für uns jedoch entgegen der Hoffnungen entwickelt hat (denjenigen, von dem
wir erwartet haben, dass er ein edler Hirte sein wird, haben wir schließlich als Verfol‐
ger des rechten Glaubens ausgemacht), ist es nunmehr nötig, an unser aller Retter
Christus zu erinnern, der da sagt: „Ich bin nicht gekommen, um Frieden auf die Erde
zu werfen, sondern das Schwert. Ich bin nämlich gekommen, um den Menschen mit
seinem Vater zu entzweien.“ Wenn aber der Krieg sogar auch gegen die Eltern für uns
frei von Tadel und Schelte ist, vielmehr sogar voll von jeglichem Lob, wenn wir ent‐
schlossen sind, gemeinsam für die Herrlichkeit Christi zu kämpfen, wie besteht [da]
nicht jede Notwendigkeit, auch wenn wir in der Überzeugung, einen Bruder zugrunde
zu richten, Tränen vergießen, sich mit gottgefälligem Eifer zu gürten und gleichsam den
[Menschen] auf der ganzen Welt Folgendes zuzurufen: „Wenn einer mit dem Herrn
ist, soll er zu mir kommen.“Ich habe ihm nämlich durch das eine und das andere
Schreiben wie einem Bruder zugeredet, nicht den eigenen Überlegungen zu folgen,
sondern dem rechten und apostolischen Glauben, der den Gemeinden überliefert ist,
da ich glaubte, er mache sich von der Verschrobenheit seiner Schriften los. Doch das
Heilmittel der Auseinandersetzung brachte nichts. Der Ratschlag ist ohne Wirkung
geblieben, und er war so weit davon entfernt, den Lehren der Wahrheit zu folgen, dass
er einen Brief mit eigener Unterschrift an mich schickte, in welchem er Vorwürfe er‐
hebt wie jemand, der gekränkt wurde, und offen bekennt, dass die heilige Jungfrau
keine Gottesgebärerin sei, was eindeutig heißt, dass er behauptet, dass der Immanuel
nicht wahrhaftig Gott sei, an dem wir die Hoffnung auf Rettung festmachen.
Weil er aber glaubte, er werde die Kirche von Rom an sich reißen können, schrieb
er an meinen überaus frommen und gottesfürchtigen Bruder und Mitdiener Coelestin,
den Bischof der Kirche von Rom, wobei er in die Briefe die Verdrehtheit seiner Lehren
einfließen ließ. Er hat aber auch zahlreiche Deutungen geschickt, aufgrund derer er
überführt ist, verdrehtes Zeug zu denken, und schließlich konsequenterweise als Häre‐
tiker verurteilt worden ist. Nachdem nun der erwähnte überaus fromme und gottes‐
fürchtige Bischof der Kirche von Rom Coelestin in eindeutiger Weise über ihn ge‐
schrieben und die Korrespondenz an mich geschickt hatte, dachte ich, dass es nötig
sei, diese weiterzuleiten und Deine von Haus aus auf frommen Eifer ausgerichtete
Gottesfurcht durch das Schreiben dazu anzureizen, dass wir uns aus einer Gesinnung
und einem entschlossenen Willen heraus mit der Liebe zu Christus gürten, die in
Gefahr schwebenden Völker retten und die so glänzende Kirche aufrichten werden,
wenn wir alle miteinander zu einer Übereinkunft gekommen sind und nach dem fest‐
gelegten Muster ihm und den Völkern Weisung erteilen. Wenn wir Erfolg haben und
ihn der Wahrheit entsprechend zur Umkehr bringen sollten im Hinblick darauf, was er
gedacht hat, haben wir einen Bruder gewonnen und einen Hirten bewahrt. Wenn
unser Ratschlag allerdings ohne Wirkung bleiben sollte, wird er, indem er sich das, was
ihm widerfährt, selbst auferlegt, die Früchte seiner eigenen Arbeit essen. Wir müssen
aber notgedrungen auch dem christusliebenden und überaus frommen Kaiser und
allen, die in Amt und Würden stehen, schreiben und dazu raten, einen Menschen nicht
höher zu schätzen als die Frömmigkeit gegenüber Christus, sondern der Welt Sicher‐
heit im Hinblick auf den rechten Glauben zu gewährleisten und die Schützlinge von
einem schlechten Hirten zu befreien, wenn er sich nicht den Ratschlägen aller fügt.
Grüße die Bruderschaft um dich herum. Die in unserer Umgebung grüßt dich im
Herrn.