CV19: Homilie des Proklos von Kyzikos

Inhalt: Proklos, der Bischof von Kyzikos, hält zu einem nicht mit Sicherheit zu bestimmenden Marien­fest in der Hauptkirche von Konstantinopel eine Predigt, in welcher er Maria als ewige Jungfrau und Mutter desjenigen preist, der Gottheit und Menschheit wesensmäßig in sich vereint und nur aufgrund dieser Voraussetzung in der Lage war, die Menschen zu erlösen.

Edition: Collectio Vaticana 19, ACO I,1,1 S. 103,1–107,22; ältere Edd.: Labbé/Cossart (1671–1672), Bd. 3 Sp. 9–20; Coleti (1728–1734), Bd. 3 Sp. 577–585; Mansi, Bd. 4 Sp. 577–588; PG 65, Sp. 680–692

Verzeichnisnummern: CPG 5800

Verfasser: Proklos von Kyzikos (später: von Konstantinopel)

Datierung: Datierung unsicher: Ende 428 bis Frühjahr 430

Lat. Übersetzungen:  –

Literatur: Constas (2003); Peltomaa (2004)

[10] Was für ein Geheimnis! Ich schaue auf die Wunder und verkünde die Gottheit.
Ich sehe die Leiden und verleugne die Menschheit nicht. Nein, der Immanuel hat die
Tore der Natur als Mensch geöffnet, die Riegel der Jungfräulichkeit aber als Gott
nicht zerbrochen, sondern ist so aus dem Mutterleib herausgekommen, wie er durch
das Ohr hineingelangt ist.
Er wurde so geboren, wie er empfangen wurde. Er gelangte
ohne Leiden hinein und kam auf unaussprechliche Weise heraus nach dem Propheten
Ezechiel, der da sagte: „Der Herr“, sagt er, „wandte mich um, den Weg entlang zum
äußeren Tor des Heiligtums, welches nach Osten gerichtet war. Und es war ver­
schlossen.
Und der Herr sagte zu mir: ‚Sohn eines Menschen, dieses Tor soll ver­
schlossen bleiben und nicht geöffnet werden. Keiner soll durch es hindurchgehen
außer dem Herrn, dem Gott Israels. Er selbst wird allein hineingehen und hinaus­
gehen, und das Tor wird verschlossen bleiben.‘“
Sieh her: ein eindeutiger Hinweis auf
die heilige und gottgebärende Jungfrau Maria.
Der Widerspruch soll nunmehr voll­
ständig aufgelöst sein, und wir wollen uns durch die Lehre der Schriften erleuchten
lassen, auf dass wir auch das Reich der Himmel erlangen in Christus Jesus, unserem
Herrn. Ihm gehöre der Ruhm bis in alle Ewigkeit. Amen!

10 | 4–5 wie … ist]
10 | 8–9 Und … ver­schlossen]

Vgl. oben CV19,2,11.

10 | 9–12 Sohn … bleiben]

Ez 44,1f., im zweiten Teil leicht variiert zitiert. Die Varianten sind dabei geeignet, das Argumentationsziel zu befördern, und in der hier zu findenden Konstellation anscheinend nicht in der primären Überlieferung des biblischen Textes tradiert.

10 | 12–13 ein … Maria]

Proklos wertet die alttestamentliche Prophetenstelle hier explizit als einen Beleg für die Legitimität des θεοτόκος-Titels. Vgl. hierzu Redies (1998), S. 20

Die Akten des Konzils von Ephesus 431. Übersetzung, Einleitung, Kommentar

Impressum

Förderung und Partner

  • Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
  • Universität Bonn
  • Universität Bern
Logo DFG
Logo Universität Bonn
Logo Universität Bern