CV19: Homilie des Proklos von Kyzikos

Inhalt: Proklos, der Bischof von Kyzikos, hält zu einem nicht mit Sicherheit zu bestimmenden Marien­fest in der Hauptkirche von Konstantinopel eine Predigt, in welcher er Maria als ewige Jungfrau und Mutter desjenigen preist, der Gottheit und Menschheit wesensmäßig in sich vereint und nur aufgrund dieser Voraussetzung in der Lage war, die Menschen zu erlösen.

Edition: Collectio Vaticana 19, ACO I,1,1 S. 103,1–107,22; ältere Edd.: Labbé/Cossart (1671–1672), Bd. 3 Sp. 9–20; Coleti (1728–1734), Bd. 3 Sp. 577–585; Mansi, Bd. 4 Sp. 577–588; PG 65, Sp. 680–692

Verzeichnisnummern: CPG 5800

Verfasser: Proklos von Kyzikos (später: von Konstantinopel)

Datierung: Datierung unsicher: Ende 428 bis Frühjahr 430

Lat. Übersetzungen:  –

Literatur: Constas (2003); Peltomaa (2004)

(7) Es lag also nicht im Bereich eines bloßen Menschen, Rettung zu bringen.
Schließlich bedurfte er selbst dessen, der Rettung bringt, gemäß Paulus, der da sagt:
„Denn alle haben gesündigt.“ Die Sünde führte zum Teufel. Der Teufel wies den Weg
in Richtung Tod. Unter größter Gefahr gingen unsere Geschäfte voran. Die Lösung
lag im Ungewissen. Die Ärzte, die gesandt wurden, erhoben Klage. Was nun? Als die
Propheten sahen, dass die Verwundung die menschliche Kunst übersteigt,
riefen sie
den Arzt aus den Himmeln herbei. Und der eine sagte: „Neige deine Himmel und
steige herab!“
Ein anderer: „Heile mich, Herr, und ich werde geheilt werden!“ Ein
anderer: „Lasse deine Herrschaft erwachen und komme, um uns zu retten!“ Ein
anderer: „Ob Gott denn wahrhaft unter Menschen wohnen wird?“ Ein anderer: „Bald
soll uns deine Barmherzigkeit im Voraus ergreifen, Herr. Denn wir sind sehr arm
geworden.“
Ein anderer: „Weh meiner Seele! Denn der Fromme ist von der Erde
verschwunden und den, der es richtet, gibt es nicht unter den Menschen.“
Ein anderer:
„Gott, stehe zu meiner Hilfe an erster Stelle, Herr, beeile dich, mir zu helfen!“ Ein
anderer: „Etwas nur noch: Der, der kommt, wird kommen und nicht zögern.“ Ein
anderer: „Ich irrte umher wie ein verlorenes Schaf. Suche deinen Knecht, der auf dich
hofft.“
Ein anderer: „Gott wird in Klarheit kommen, unser Gott, und er wird nichts
schweigend übergehen.“

Jener, der von Natur aus König ist, hat also die unterdrückte Natur nicht lange
übersehen. Der barmherzige Gott hat es letztendlich nicht zugelassen, dass sie dem
Teufel verpflichtet ist. Stattdessen kam der stets Anwesende, vergoss das eigene Blut
als Lösegeld und gab dem Tod als Gegenwert für das Geschlecht den Leib, den er von
der Jungfrau aus trug, und ‚kaufte‘ die Welt ‚aus dem Fluch des Gesetzes los‘, indem er
den Tod durch Tod zunichte machte.
Und Paulus ruft: „Christus hat uns aus dem
Fluch des Gesetzes losgekauft.“

7 | 3 Denn … gesündigt]

Röm 3,23; vgl. oben CV19,5,13.

7 | 5–6 Die … übersteigt]

Zu Propheten als Ärzten vgl. z.B. Orig. Hom. in Jer. 14,2; Eus. Ps. 83, PG 23, 852C–D; Cyr. Jes. 3,1, PG 70, 581C.

7 | 7–8 Neige … herab]

Ps 143(144),5.

7 | 8 Heile … werden]

Jer 17,14.

7 | 9 Lasse … retten]

Ps 79(80),3.

7 | 10 Ob … wird]

3 Kön (1 Kön) 8,27.

7 | 10–12 Bald … geworden]

Ps 78(79),8.

7 | 12–13 Weh … Menschen]

Mi 7,1f.

7 | 14 Gott … helfen]

Ps 69(70),2, dort allerdings: [...] εἰς τὸ σῶσαί με κύριον (noch zur Über­schrift gehörig). Ὁ θεός, εἰς τὴν βοήθειάν μου πρόσχες.

7 | 15 Etwas … zögern]

Hab 2,3 nach Hebr 10,37.

7 | 16–17 Ich … hofft]

Ps 118(119),176.

7 | 16–17 der … hofft]

τὸν ἐλπίζοντα ἐπὶ σέ: vgl. Ps 85(86),2; in Ps 118 eigentlich: ὅτι τὰς ἐντολάς σου οὐκ ἐπελαθόμην.

7 | 17–18 Gott‌¹ … übergehen]

Ps 49,(50),2f.

7 | 23–24 indem … machte]

Vgl. Hebr 2,14; s. auch oben CV19,3,3 – 4.

7 | 24–25 Christus … losgekauft]

Gal 3,13.

Die Akten des Konzils von Ephesus 431. Übersetzung, Einleitung, Kommentar

Impressum

Förderung und Partner

  • Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
  • Universität Bonn
  • Universität Bern
Logo DFG
Logo Universität Bonn
Logo Universität Bern