(25) Es wird aber wahrscheinlich jemand fragen: ‚Wen hat die heilige Jungfrau denn
nun geboren: den Menschen oder vielmehr den aus Gott gezeugten Logos?‘ Wir je‐
doch sagen: Und genau das ist der Irrtum und das Verfehlen des Angemessenen und
Wahren. Trenne mir nicht nach der Einung und beschreibe uns den Immanuel nicht,
indem du ihn in einen Menschen für sich und den Gott-Logos aufspaltest, in Form
von zwei Personen! Niemand soll uns berechtigterweise dafür tadeln, dass wir uns
entschieden hätten, nichts Richtiges zu denken, sondern vielmehr jenes, was schon
durch die Heilige Schrift verurteilt worden ist. Denn einer der Jünger Christi sagte
Folgendes: „Ihr aber, meine Lieben, erinnert euch an die Worte, die zuvor von den
Aposteln unseres Herrn Jesus Christus gesprochen worden sind, dass sie euch sagten,
dass am Ende der Zeiten Spötter mit Spott kommen werden, die ihren Weg entspre‐
chend ihren eigenen Begierden, denen der Gottlosigkeiten, gehen. Diese sind es, die
Grenzen ziehen, Psychiker, die keinen Geist besitzen.“
Man darf also auf keine Weise abgrenzen, aber vor allem nicht dahingehend, dass
nach der Einung zwei erscheinen und man beide jeweils separiert betrachtet. Doch
man muss nun wissen, dass der Verstand einen Unterschied der Naturen wahrnimmt
(Gottheit und Menschheit sind ja keineswegs identisch), er aber zugleich mit den
diesbezüglichen Überlegungen auch den Zusammenschluss beider zu einer Einung
akzeptieren sollte. Er entstammte also Gott, dem Vater, als Gott, der Jungfrau aber als
Mensch. Es heißt ja, dass der aus dem Vater auf unaussprechliche und den Verstand
übersteigende Weise aufleuchtende Logos auch aus einer Frau geboren worden ist, sich
dabei zur Menschheit hinabbegeben und selbst zu etwas hinabgelassen hat, was er
[vorher] nicht war, [und zwar] nicht, um entäußert zu bleiben, sondern auf dass man
daran glaube, dass er Gott ist; und er hat sich in unserer Gestalt auf Erden nicht als in
einem Menschen wohnend gezeigt, sondern als selbst der Natur nach Mensch Ge‐
wordener, wobei er die ihm eigene Herrlichkeit bewahrt hat. Daher sagt auch der
Göttliches kündende Paulus, indem er das, was von untereinander bestehender We‐
sensidentität weit entfernt und durch unermesslichen Unterschied getrennt ist, Gott‐
heit und Menschheit, dem Heilsplan entsprechend zu einem zusammenführt und von
beiden ausgehend den einen Christus, Sohn und Gott bezeichnet: „Paulus, Knecht
Jesu Christi, berufener Apostel, bestimmt zur [Verbreitung des] Evangeliums Gottes,
welches zuvor durch seine Propheten in den heiligen Schriften verkündet worden ist
über seinen Sohn, der dem Fleische nach der Nachkommenschaft Davids entstammt,
der als Sohn Gottes dem Geist der Heiligkeit nach in Macht eingesetzt ist.“ Siehe, er
sagt deutlich, er selbst sei zur [Verbreitung des] Evangeliums Gottes bestimmt, ob‐
wohl er eindeutig schreibt: „Wir verkünden uns ja nicht selbst, sondern Christus Jesus,
den Herrn“, und dann wieder: „Ich beschloss nämlich, unter euch nichts zu kennen
außer Jesus Christus, und zwar dem gekreuzigten.“