(32) Vielleicht wird aber jemand, der diese Lehre bekämpft, fragen: ‚Doch wer war
es, der zu der Frau in Samaria sprach: „Ihr verehrt, was ihr nicht kennt. Wir verehren,
was wir kennen.“ Auf welche Weise soll der Verehrte in den Reihen der Verehrenden
stehen?‘ Doch ich möchte sagen, dass die Frage ‚Wer war es?‘ in Bezug auf Christus
ausgesprochen starrköpfig und töricht ist. Er ist nämlich in keiner Weise geteilt. Der‐
jenige, der zu der Frau gesprochen hat, war aber der einzige und alleinige Herr Jesus
Christus, dem es aufgrund der verehrenden Menschheit und der verehrten Gottheit zu
eigen ist, wahrhaft zugleich Gott und Mensch zu sein und genannt zu werden, wie
man freilich auch auf andere Weise über ihn sagen könnte. Insofern er nämlich Gott
ist, nimmt man wahr, dass er selbst der Herr der Herrlichkeit ist. Insofern er aber
Mensch geworden ist, der aufgrund der Teilhabe an Gott verherrlicht wird, bedurfte er
auch der Herrlichkeit und sprach: „Vater, verherrliche deinen Sohn.“
Doch es ist „ein Herr, ein Glaube, eine Taufe“, wie geschrieben steht. Wie also der
Glaube an Christus ein einziger ist und die Taufe wahrhaft eine, obwohl auch wir
Gläubige auf den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist getauft werden, ist meiner
Meinung nach ebenso und derselben Überlegung nach die Verehrung des Vaters, des
Mensch gewordenen Sohnes und des Heiligen Geistes eine. Der Einziggeborene soll
nämlich keineswegs davon ausgeschlossen werden, von uns selbst und den heiligen
Engeln gebotenerweise verehrt zu werden, auch wenn er Fleisch geworden ist, ‚unter
uns Quartier nahm‘ und ‚Erstgeborener unter vielen Brüdern‘ genannt wurde. Denn
welchen Grund mag es sonst für den Glauben an ihn geben? Wie wäre es nicht wich‐
tig, das zu erkennen? Schließlich sagen jene, die sich dafür entschieden haben, richtig
zu denken, wohl auch kaum, dass wir allein an den Gott, dem Vater, entstammenden
Logos glauben und ihn dabei des Fleisches entkleiden. Wir werden hingegen nicht auf‐
hören, Folgendes zu sagen (denn es soll gesagt sein): Der Glaube bezieht sich
schließlich nicht auf einen der Unsrigen und auf einen Menschen, sondern auf Gott,
den naturgemäßen und wahrhaftigen in Person Christi. Diese Auffassung stützt der
weise Paulus, wenn er sagt: „Denn wir verkünden nicht uns selbst, sondern Christus
Jesus, den Herrn, uns selbst aber als eure Knechte durch Jesus Christus. Denn Gott,
der da sprach: ‚Es leuchte ein Licht aus der Finsternis‘, der leuchtete in unseren
Herzen zur Erleuchtung der Erkenntnis seiner Herrlichkeit in Person Jesu Christi.“
Siehe, klar und deutlich leuchtete die Erleuchtung der Erkenntnis Gottes, des Vaters,
in Person Christi hervor. Daher sagte er auch: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater
gesehen.Ich und der Vater sind eins.“