CV7: Kyrills Rede über den rechten Glauben an Theodosius

Inhalt: Kyrill widmet Kaiser Theodosius II. eine ausführliche Darstellung des rechten Glaubens. Zu diesem Zweck beschreibt er zunächst in knappen Worten die wichtigsten Häresien, die im Reiche umgehen, um sie anschließend zu widerlegen. Während er die meisten dieser Lehren dabei relativ zügig abhandelt, verwendet er viel Zeit darauf, sich mit der zuletzt vorgestellten, einer dyophysiti­schen Lehre, wie sie Nestorius vertritt, auseinanderzusetzen, wobei er seine eigene Auffassung, die er dieser gegenüberstellt, immer wieder vor Fehlinterpretationen zu schützen versucht.

Edition: Collectio Vaticana 7, ACO I,1,1 S. 42–72; ältere Edd.: Labbé/Cossart (1671–1672), Bd. 3 Sp. 45–105; Coleti (1728–1734), Bd. 3 Sp. 613–672; Mansi, Bd. 4 Sp. 617–680; PG 76, Sp. 1133–1200; Pusey (1965 [= 1868–1877]), Bd. 7 S. 1–152

Verzeichnisnummern: CPG 5218

Verfasser: Kyrill von Alexandria

Datierung: 430

Lat. Übersetzungen:  –

Literatur: van Loon (2009), S. 419–433

(37) Wenn aber jemand kommen und fragen sollte: ‚Sind wir also auf einen Men­
schen getauft worden und sollen wir sagen, dass dies wahr ist?‘,
wird er von uns als
Antwort zu hören bekommen: ‚Schweige, Mensch! Was tust du, Kerl? Richtest du
unsere Hoffnung zugrunde?‘ Wir sind nämlich nicht einfach auf einen Menschen ge­
tauft, sondern auf Gott, der Mensch geworden ist und diejenigen, die den Glauben an
ihn angenommen haben, aus der Strafe und den alten Anschuldigungen entlässt. Und
so sagte der Göttliches kündende Petrus, als er die Juden ansprach: „Bereuet, und je­
der von euch soll die Taufe auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden er­
halten, und so werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen.“
Wenn er nämlich
jenen, der ihm zugetan ist, von der Sünde reinigt, salbt er ihn auch mit dem eigenen
Geist, den er selbst als aus Gott, dem Vater, [gezeugter] Logos eingibt und aus seiner
eigenen Natur für uns hervorquellen lässt. Da er diesen Vorgang jedoch gleichsam mit
dem im Fleisch angelegten Heilsplan verband, hauchte er [den Geist] infolge der
Einung auch als Mensch körperlich ein. „Er blies“ nämlich die heiligen Apostel an und
sagte: „Empfangt den Heiligen Geist!“
„Und nicht aus dem Messgefäß gibt er den
Geist“,
wie es bei Johannes heißt, sondern er selbst flößt ihn aus sich heraus ein wie
natürlich auch der Vater. Daher sieht man auch den Göttliches kündenden Paulus den
Unterschied dabei gänzlich beiseite lassen und ihn [sc. den Geist] bald Gott, dem
Vater, bald hingegen dem Sohn zuweisen. Er schreibt nämlich folgendermaßen: „Ihr
seid aber nicht im Fleisch, sondern im Geist, wenn wirklich der Geist Gottes in euch
wohnt. Wenn aber jemand den Geist Christi nicht besitzt, der ist nicht sein. Wenn
aber Christus in euch ist, ist der Leib zwar wegen der Sünde gestorben, der Geist aber
wegen der Gerechtigkeit lebendig.“
Es steht also fest, dass der Geist dem Sohn eben­
falls eigen ist, und keineswegs nur insofern er der aus dem Vater hervorgetretene Lo­
gos ist, sondern auch, wenn er als Mensch wie wir, der er geworden ist, wahrgenom­
men wird,
dem die Eigentümlichkeiten der Gottheit in Bezug auf seine eigene Natur
fehlen. Und obwohl er also infolge der unbeschreiblichen Geburt aus dem lebendigen
Vater als das Leben aller existiert, sagt man, er werde mit uns lebendig gemacht. Man
kann aber dennoch sehen, dass er seinem eigenen Fleisch die Herrlichkeit der gott­
geziemenden Wirksamkeit gewährt, sich aber andererseits die Eigenschaften des Flei­
sches aneignet und sie sozusagen gleichsam, wie es der auf dem Heilsplan beruhenden
Einung entspricht, auch der eigenen Natur [sc. wie ein Gewand] umlegt.

37 | 1–2 Sind … ist]

In De incarnatione als eine in eigenem Interesse gestellte Frage dem B-Sprecher zugeordnet.

37 | 7–9 Bereuet … empfangen]

Apg 2,38.

37 | 14–15 Er … Geist]

Joh 20,22.

37 | 15–16 Und … Geist]

Joh 3,34.

37 | 19–23 Ihr … lebendig]

Röm 8,9f.

37 | 23–26 Es … wird]

In De incarnatione dem B-Sprecher zu­ge­ord­net. Der folgende Teil der Aussage gehört dort wiederum dem A-Sprecher, wobei ihm allerdings eine Präzisierung der vorangegangenen Äußerung vorgeschaltet ist, die besagt, dass er dahingehend eigen sei, dass er aus dem Vater heraus im wesenseinen Spross, dem aus diesem entstandenen Logos, sei, auch wenn man nach der Menschwerdung vom Annehmen spreche (ἴδιον ὡς ἐκ πατρὸς ἐν ὁμοουσίῳ γεννήματι τῷ ἐξ αὐτοῦ φύντι λόγῳ, καὶ εἰ λέγοιτο λαβεῖν ὅτε γέγονεν ἄνθρωπος).

Die Akten des Konzils von Ephesus 431. Übersetzung, Einleitung, Kommentar

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