CV7: Kyrills Rede über den rechten Glauben an Theodosius

Inhalt: Kyrill widmet Kaiser Theodosius II. eine ausführliche Darstellung des rechten Glaubens. Zu diesem Zweck beschreibt er zunächst in knappen Worten die wichtigsten Häresien, die im Reiche umgehen, um sie anschließend zu widerlegen. Während er die meisten dieser Lehren dabei relativ zügig abhandelt, verwendet er viel Zeit darauf, sich mit der zuletzt vorgestellten, einer dyophysiti­schen Lehre, wie sie Nestorius vertritt, auseinanderzusetzen, wobei er seine eigene Auffassung, die er dieser gegenüberstellt, immer wieder vor Fehlinterpretationen zu schützen versucht.

Edition: Collectio Vaticana 7, ACO I,1,1 S. 42–72; ältere Edd.: Labbé/Cossart (1671–1672), Bd. 3 Sp. 45–105; Coleti (1728–1734), Bd. 3 Sp. 613–672; Mansi, Bd. 4 Sp. 617–680; PG 76, Sp. 1133–1200; Pusey (1965 [= 1868–1877]), Bd. 7 S. 1–152

Verzeichnisnummern: CPG 5218

Verfasser: Kyrill von Alexandria

Datierung: 430

Lat. Übersetzungen:  –

Literatur: van Loon (2009), S. 419–433

(3) Ein Mann unter denen, die aus dem persischen Babylon stammen (Rabschake
war es),
hatte gleichsam das ganze Land der Juden in seine Gewalt gebracht und, nach­
dem er zusammen mit diesem auch Samaria verwüstet hatte, zog er, begleitet von einer
unzählbaren Streitmacht, die unter seinem Kommando stand, nach Jerusalem.
Ihm
stand eine Reiterei zur Verfügung, die nicht leicht zu besiegen, ja der vielmehr kaum
standzuhalten war, und eine schwerbewaffnete Infanterie, die zahlreich wie der Sand
war. Als er dann Belagerungs- und Kriegsgeräte um die Mauer herum aufstellen ließ
und aufgrund seiner barbarischen Tollheit in übermäßigem Stolz schwelgte, behaup­
tete er, er werde ebenso wie die anderen auch die heilige Stadt gewaltsam einnehmen,
und beleidigte dreist die unaussprechliche Herrlichkeit und gab lästerliche Reden von
sich, wobei er seine Zunge unbeherrscht und ungezügelt gegen Gott losließ. Er sagte
nämlich, dass er [sc. Gott] denen, die der Rettung wegen auf ihn vertrauten, keinen
Nutzen bringen werde, selbst wenn er sie retten wollte.

Als aber einige zum König kamen und ihm von den abstoßenden Dreistigkeiten
jenes Mannes und den von persischem Dünkel strotzenden Reden berichteten, zerriss
er, da er anscheinend allein über die Schmähungen gegen Gott betrübt war und ver­
ständigerweise voraussetzte, dass dies Ursache für die Einnahme der Stadt werden
könne, sein Kleid und ging zum Hause Gottes hinauf, wo er nämlich mit Gebeten den
göttlichen Zorn besänftigte und sich selbst von dem Vorwurf der Lästerung reinwusch.
Und was geschah dann?
Er stimmte den Herrn der Heerscharen wohlwollend und
gnädig. Er hat den Assyrer besiegt, [und zwar] nicht, indem er gut gezäumte Reiterei
zur Schlacht rüstete oder sich die Zielsicherheit der Bogenschützen, die Treffer der
Speere oder die Erfahrung der Taktiker unter seinem Kommando zunutze machte,
sondern vielmehr das Urteil Gottes, der den Tod des assyrischen Heeres innerhalb
einer Nacht bestimmte. „Es zog“, heißt es nämlich, „ein Engel des Herrn aus und
machte aus dem Lager der Assyrer 185.000 zunichte. Und als sie morgens aufstanden,
fanden sie all die toten Leiber.“
Das sind die Früchte der Frömmigkeit gegenüber Gott
und der Intoleranz gegenüber einer Äußerung, wenn sie sich gegen die göttliche Herr­
lichkeit richtet.

3 | 1–2 Rabschake … es]

Kyrill rezipiert die Rabschake-Episode im Vergleich mit anderen Au­to­ren weit überdurchschnittlich häufig; (der) Rabschake, der die Lästerungen vor den Mauern Je­ru­sa­lems ausspricht, scheint für ihn dabei auf Seiten der Feinde stets im Mittelpunkt zu stehen. San­he­rib, den König von Assyrien und eigentlichen Strippenzieher der Ereignisse, erwähnt er hingegen nur vereinzelt. Im vorliegenden Fall rafft er darüber hinaus auch den zeitlichen Ablauf der Er­eig­nis­se erheblich. Zwischen der Einnahme Samarias unter König Salmanassar und den Geschehnissen der Haupterzählung liegen laut Bericht von 4(2) Kön 18 acht Jahre.

3 | 2 hatte … gebracht]

Vgl. 4(2) Kön 18,13; Jes 36,1.

3 | 3–4 zog … Jerusalem]

Vgl. 4(2) Kön 18,17; Jes 36,2.

3 | 11–13 Er … wollte]

Vgl. 4(2) Kön 18,28–35; Jes 36,13–26.

3 | 14–20 Als … dann]

Vgl. 4(2) Kön 18,37–19,1; Jes 36,22–37,1.

3 | 25–27 Es … Leiber]

Jes 37,36; vgl. 4(2) Kön 19,35.

Die Akten des Konzils von Ephesus 431. Übersetzung, Einleitung, Kommentar

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