CV7: Kyrills Rede über den rechten Glauben an Theodosius

Inhalt: Kyrill widmet Kaiser Theodosius II. eine ausführliche Darstellung des rechten Glaubens. Zu diesem Zweck beschreibt er zunächst in knappen Worten die wichtigsten Häresien, die im Reiche umgehen, um sie anschließend zu widerlegen. Während er die meisten dieser Lehren dabei relativ zügig abhandelt, verwendet er viel Zeit darauf, sich mit der zuletzt vorgestellten, einer dyophysiti­schen Lehre, wie sie Nestorius vertritt, auseinanderzusetzen, wobei er seine eigene Auffassung, die er dieser gegenüberstellt, immer wieder vor Fehlinterpretationen zu schützen versucht.

Edition: Collectio Vaticana 7, ACO I,1,1 S. 42–72; ältere Edd.: Labbé/Cossart (1671–1672), Bd. 3 Sp. 45–105; Coleti (1728–1734), Bd. 3 Sp. 613–672; Mansi, Bd. 4 Sp. 617–680; PG 76, Sp. 1133–1200; Pusey (1965 [= 1868–1877]), Bd. 7 S. 1–152

Verzeichnisnummern: CPG 5218

Verfasser: Kyrill von Alexandria

Datierung: 430

Lat. Übersetzungen:  –

Literatur: van Loon (2009), S. 419–433

(42) Dass sich dies so verhält und richtig dargelegt worden ist, kannst du, wenn du
willst, auch geradewegs aus anderen Zeugnissen lernen. Denn an einer Stelle sagte
Gott über den dem Fleisch nach der Nachkommenschaft Davids entstammenden
Christus durch einen der heiligen Propheten: „Und du Bethlehem, Haus von Efrata,
bist du nicht zu gering, um unter den Tausenden Judas zu sein?
Aus dir wird mir einer
hervorgehen, um Herrscher in Israel zu werden, und dessen Ausgang [steht] von An­
fang an, von den Tagen der Ewigkeit an [fest].“
Und über die Söhne Israels sagt der
mehr als heilige Paulus: „Alle sind auf Mose getauft worden in der Wolke und im
Meer, und alle aßen die geistliche Speise, und alle tranken denselben geistlichen Trank.
Sie tranken nämlich aus dem geistlichen Fels, der hinterherzog. Der Fels war aber
Christus.“
Betrachte nun, wie sich in Christus Jesus das individuell überaus hohe Alter
des Logos gemäß der auf den Heilsplan bezogenen Einung offenbart! Oder ist die
Aussage etwa nicht eindeutig? Es heißt ja klar und deutlich, dass ein Bethlehemiter als
Mensch, der von einer Frau [geboren] ist, seinen Ausgang vom Anfang der Zeit her
nimmt. Der Mensch gewordene Logos war nämlich am Anfang und vor jeder Zeit, und
er selbst war der Fels, der dem dürstenden Israel aus unverhofften und unerwarteten
Quellen zu trinken gab, obwohl er dem Fleisch und dem Menschlichen nach in den
letzten Abschnitten des Zeitalters geboren und von Gott, dem Vater, zur Aussendung
in diese Welt gesalbt worden ist. Schließlich wird er aus keinem anderen Grund als
deswegen Christus genannt, und Christus war Paulus zufolge der Fels.

Für diese Auffassung wird sich aber auch der weise Johannes einsetzen und sie
unterstützen, der beinahe schon die Naturen zusammenzieht und die Kraft der Eigen­
tümlichkeiten, die jeder einzelnen zukommen, zu einer Einung verbindet.
Denn schau
dir an, was er sagt: „Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir mit unse­
ren Augen gesehen haben, was wir anschauten und unsere Hände betasteten, betrifft
den Logos des Lebens. Und das Leben wurde offenbar, und wir haben es gesehen und
bezeugen und verkünden euch das ewige Leben, das beim Vater war und uns offenbart
wurde.“
Siehe, wie er deutlich sagt, dass derjenige, der von Anfang an war, gesehen
wurde und auch Berührung zuließ. Schließlich ruft Thomas aus: „Mein Herr und mein
Gott“,
nachdem er mit dem Finger die Seite des Leibes und die Nagellöcher sondiert
hatte. Und auch der uns göttlich dünkende Lukas sagt, dass die heiligen Apostel ‚zu
Augenzeugen und Dienern des Logos geworden sind‘.
Denn der ohne Leib ist sichtbar
geworden und der Unberührbare fassbar, da er das der Erde entstammende Fleisch
nicht als fremdes Gewand besaß, sondern es sich als Tempel zu eigen machte und sich
in ihm und mit ihm als Gott und Herr offenbarte. Du weißt doch, dass der überaus
heilige Paulus an einer Stelle geschrieben hat: „Keiner von uns lebt ja für sich selbst,
und keiner stirbt für sich selbst. Denn wenn wir leben, leben wir dem Herrn, und
wenn wir sterben, sterben wir dem Herrn. Wenn wir also leben und wenn wir sterben,
gehören wir dem Herrn. Denn dafür ist Christus gestorben und hat gelebt, dass er
sowohl über die Toten als auch über die Lebenden herrsche.“

42 | 4–7 Und … fest]

Mich 5,1; vgl. Mt 2,6.

42 | 4–5 Und … sein]

In der LXX als positive Aussage formuliert.

42 | 8–11 Alle … Christus‌¹]

1 Kor 10,2–4.

42 | 22–23 die‌² … verbindet]

συνδέων εἰς ἕνωσιν τῶν ἑκατέρᾳ προσόντων ἰδιωμάτων τὴν δύναμιν: in De incarnatione = μισγάγκειαν ἄγων τῶν ἑκατέρᾳ πρεπόντων ἰδιωμάτων τὴν δύναμιν (die Kraft der Eigentümlichkeiten, die jeder einzelnen zu­kom­men, als Zusammenfluss anführt).

42 | 24–28 Was … wurde]

1 Joh 1,1f.; vgl. oben CV7,12,20 – 24.

42 | 29–30 Mein … Gott]

Joh 20,28.

42 | 31–32 dass … sind]

Vgl. Lk 1,2; s. außerdem Anm. zu CV6,2,6 – 7, ACO I,1,1 S. 34,2 (Dok. 36).

42 | 36–40 Keiner … herrsche]

Röm 14,7–9.

Die Akten des Konzils von Ephesus 431. Übersetzung, Einleitung, Kommentar

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