CPal35: Nestorius’ Brief an Caelestius

Inhalt: Mit diesem Schreiben reagiert Nestorius offenbar auf einen Klagebrief des Caelestius, in dem sich dieser über ein ihm widerfahrenes Unrecht beschwert hatte. Nestorius versucht, Caelestius auf­zumuntern, indem er ihm bedeutende biblische Vorbilder vor Augen führt, die sich für die Wahrheit des Glaubens mit Freuden geopfert hätten. Schließlich verweist er noch auf seinen brieflichen Einsatz für Caelestius in West und Ost.

Edition: Collectio Palatina 35, ACO I,5 S. 65,16–33; ältere Edd.: Garnier (1673), Bd. 1 S. 71f.; Baluze (1684), S. 131; PL 48, Sp. 181–184 u. 845–848; Loofs, Nestoriana S. 172f.

Verzeichnisnummern: CPG 5668

Verfasser: Nestorius von Konstantinopel, Marius Mercator (Übers.)

Datierung: Ende 429 / Anfang 430

Griech. Original: –

Weitere lat. Fassungen: –

Literatur: Konoppa (2005), S. 332–339

Nun die Abschrift eines aus dem Griechischen ins Lateinische übersetzten Briefes desselben Nesto­
rius, in dem er Caelestius antwortete:

Nestorius [entbietet] dem ehrwürdigen und gottesfürchtigsten Priester Caelestius
[seinen] Gruß im Herrn.

Sei nicht betrübt, Ehrwürdiger, weil du [etwas] von der Hand derer erduldest, die
das, was [dir] angetan wird, tun müssen, und zwar vornehmlich denen, welche die
Wahrheit verteidigen und die Gemeinschaft mit den Sündhaften und Befleckten flie­
hen, da auch den Heiligen, die vor unserer Zeit lebten, Kummer willkommen war.
[Der Kummer] selbst war vorübergehend, die Wahrheit aber ist ewig. So wurde der
Täufer Johannes, der den
Herodes, und zwar als dieser König war, einer Sünde be­
schuldigte, zum Tode verurteilt.
Aber er fürchtete sich nicht. Denn er hatte Christus
als Haupt, das nicht abgeschlagen werden konnte. So wurde Paulus, auf diese Weise
auch Petrus getötet.
Und was wäre noch hinzuzufügen? So wurde gehandelt, weil die
Frömmigkeit immer verschiedene Prüfungen durchläuft. Verrate die Wahrheit also
nicht, indem du dich von ihr lossagst! Die den Bischöfen des Westens, dem alexandri­
nischen [Bischof] und vielen [anderen] geschickten Briefe des Konzils sowie die Ant­
wortschreiben haben euch gewiss unsere Ansicht deutlich gemacht, nämlich [euch] als
den umsichtigen [Anhängern] desselben orthodoxen Bekenntnisses. Denn vielleicht
wird etwas für die Kirchen des rechten Glaubens Nützliches daraus hervorgehen,
wenn der Herr mitwirkt. Wir grüßen alle Brüder.

Und von anderer Hand: Mögest du uns unversehrt und mit starkem Gemüt ge­
schenkt werden
als einer, der sehr viel für uns betet, frömmster Bruder!

2 Caelestius]

In welcher Beziehung genau Nestorius zu Caelestius stand, ist unklar.

9–11 So … verurteilt]

Vgl. Mk 6,21–29; Mt 14,6–12.

10 Herodes]

D.h. Herodes Antipas.

10 Sünde]

D.h. die Heirat mit der Frau seines Halbbruders Herodes Boethos, vgl. Mk 6,17f.; Mt 14,3f.; Lk 3,19.

12–13 So … getötet]

Vgl. 1 Clem 5,4–7.

16 Konzils]

Welches Konzil hier gemeint ist, lässt sich nicht abschließend klären. Man könnte an die römische Synode vom August 430 denken. Auch Garnier favorisiert ein solches Verständnis mit seiner von Loofs (Nestoriana S. 172f. Anm. zu Z. 29f.) abgelehnten Textkorrektur epistolae missae episcopis a concilio occidentis et ab Alexandrino multis [...] und dem Hinweis auf die römische sowie die bald darauf stattfindende alexandrinische Synode in seiner Fußnote zur Stelle (Garnier [1673], Bd. 1 S. 71 [= PL 48, Sp. 182]). Doch machen sowohl die Wortstellung des von Schwartz gebotenen Textes als auch der Umstand, dass auf der römischen Synode die Causa Nestorius, nicht die der Pelagianer behandelt wurde, dies eher unwahrscheinlich. Schwartz (ACO I,1,8 S. 8) hält die Synode für diejenige, bei welcher der Presbyter Philippus des Manichäismus angeklagt wurde. S. hierzu oben S. XXXII,13 – XXXIII,17 sowie Anm. zu CV5,8,8 – 9 (Dok. 24). Zu dieser Synode allgemein vgl. auch Bevan (2016), S. 120.

21–22 Mögest … werden]

Doneris nobis ist in diesem Zusammenhang eine ungewöhnliche Wortwahl. Zu erwarten gewesen wäre permaneas oder deus te custodiat

Die Akten des Konzils von Ephesus 431. Übersetzung, Einleitung, Kommentar

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