CV144: Kyrills Brief an Coelestin

Inhalt: Kyrill wendet sich in einem Brief an Coelestin, den Bischof von Rom, um diesem davon zu berichten, wie er sich durch die bedrohliche Situation, in welcher er die Kirche durch die öffentlich verbreiteten Thesen des Nestorius wähnte, gezwungen sah, in dieser Sache tätig zu werden, und wie wenig erfolgreich seine Versuche waren, seinen Amtskollegen in Konstantinopel zu einer Umkehr zu bewegen. Er schließt mit der Bitte, der Bischof von Rom möge mit seiner Autorität ein Machtwort in dieser strittigen Angelegenheit sprechen.

Edition: Collectio Vaticana 144, ACO I,1,5 S. 10,13–12,23; ältere Edd.: Labbé/Cossart (1671–1672), Bd. 3 Sp. 339–346; Coleti (1728–1734), Bd. 3 Sp. 889–896; Mansi, Bd. 4 Sp. 1012–1017; PG 77, Sp. 80–85

Verzeichnisnummern: Jaffé (2016–2020), Nr. 826; CPG 5310

Verfasser: Kyrill von Alexandria

Datierung: Mitte 430

Lat. Übersetzungen:  –

Literatur: Price/Graumann (2020), S. 128–131

(4) Da ich aber, nachdem seine Predigten nach Ägypten getragen worden waren,
erfuhr, dass einige recht leichtfertige Menschen mitgerissen worden seien und, da sie
schließlich ins Zweifeln kamen, zueinander sagten: ‚Spricht er denn etwa in richtiger
Weise? Hat er sich vielleicht verrannt?‘, schrieb ich, da ich fürchtete, dass die Aus­
wüchse der Krankheit in den Seelen der einfacheren Gemüter Wurzeln schlagen, an
die Klöster in Ägypten einen katholischen Brief, wobei ich ihnen im Hinblick auf den
rechten Glauben Sicherheit gab.
Daraufhin brachten einige Leute Abschriften nach
Konstantinopel mit, und sehr viele haben Nutzen aus der Lektüre gezogen, so dass die
meisten unter den Ordinierten auch geschrieben haben und sich bedankten. Ihm aber
bot auch diese Sache Nahrung für seine Verstimmung gegen mich und er bekämpft
[mich] wie einen Feind,
wobei er nichts anderes vorzubringen hat, als dass ich es
schlichtweg nicht ertrage, dasselbe wie er zu denken. Ich habe allerdings viele auch
wieder aufgerichtet, indem ich dazu aufrief, an dem Glauben, den wir von den Vätern
empfangen haben, und dem, was wir aus der göttlichen Schrift gelernt haben, fest­
zuhalten, und sie überzeugte, jene Dinge für nicht akzeptabel zu halten. Dennoch
kümmerte ich mich gar nicht um das, was seinerseits gegen mich ins Werk gesetzt
wurde, sondern überließ es Gott, der alles weiß und vermag, und schrieb einen weite­
ren Brief an den Erwähnten, der wie in einem Resümee die Erklärung des rechten
Glaubens enthielt,
wobei er Ermahnungen aussprach und zugleich bezeugte, auf diese
Weise zu denken und zu sprechen.
Doch ich erreichte wieder nichts. Er hält aber bis
jetzt an dem Anfänglichen fest und hört nicht auf,diese verdrehten Dinge zu ver­
künden.

4 | 4–7 schrieb … gab]

Gemeint ist der Brief an die ägyptischen Mönche (CV1 [Dok. 5]). Bemerkenswerterweise erwähnt Kyrill diesen Brief und die Umstände seiner Entstehung, nachdem er bereits von seinem ersten Brief an Nestorius (CV2 [Dok. 18]) berichtet hatte (vgl. oben CV144,2,13 – 14), und lässt darauf dann die Erwähnung des zweiten Briefes an seinen Opponenten (CV4 [Dok. 23]) folgen (vgl. unten CV144,4,17 – 19). Fasst man seinen Brief an Coelestin als chronologischen Bericht auf, gibt er den Ablauf der Ereignisse hier nicht korrekt wieder. Vgl. hierzu auch Schwartz (1914b), S. 255 Anm. 1.

4 | 7–11 Daraufhin … Feind]

Vgl. hierzu CV2,1,5 – 8, ACO I,1,1 S. 24,1–3 (Dok. 18) und CV22,2,2 – 3, ACO I,1,1 S. 110,20 (Dok. 8).

4 | 17–19 und‌² … enthielt]

Vgl. CV4,3ff. (Dok. 18), wo Kyrill das nizänische Glaubensbekenntnis im Sinne der von ihm vertretenen Christologie auslegt.

4 | 19–20 und … sprechen]

Der zweite Brief an Nestorius wird in der ersten Sitzung der kyrillischen Teilsynode am 22. Juni 431 dann tatsächlich als Zeugnis für die Rechtgläubigkeit des Verfassers verlesen (vgl. CV45, ACO I,1,2 S. 13,8–26).

4 | 20 Doch … nichts]
4 | 21 und … auf]
4 | 21–22 diese … ver­künden]

Die Akten des Konzils von Ephesus 431. Übersetzung, Einleitung, Kommentar

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