(26) „Und das Geheimnis der Frömmigkeit ist nach allgemeiner Übereinstimmung
groß: Der offenbart wurde im Fleisch, gerechtfertigt im Geist, geschaut von Engeln,
verkündet unter den Völkern, Glauben fand in der Welt, aufgenommen wurde in Herr‐
lichkeit.“ Wenn man sagt, dass der Logos, der Gott ist, Mensch geworden ist und
dabei nicht davon abgelassen hat, Gott zu sein, sondern immer bei dem blieb, worin
seine Existenz bestand, dann ist nach allgemeiner Übereinstimmung das Geheimnis
der Frömmigkeit groß. Wenn Christus aber als gewöhnlicher Mensch verstanden wird,
als wäre er allein der Gleichstellung in Würde oder eben in Macht nach mit Gott
verbunden (solches haben nämlich einige der weniger Gebildeten gedacht), wie hat er
sich [dann] im Fleisch offenbart? Warum ist es indes nicht allen klar, dass jeder
Mensch im Fleisch ist und nicht auf andere Weise von irgendwem geschaut wird? Auf
welche Weise meint er aber, dass er auch von den heiligen Engeln geschaut worden ist?
Oder sehen die Engel uns selbst etwa nicht? Was ist nun das Ungewöhnliche an Chris‐
tus, oder was ist das außerhalb der Erwartung Liegende, wenn einige von den heiligen
Engeln einen, der wie wir ist, und nichts anderes gesehen haben? Warum ist er auch
den Völkern verkündet worden und in welcher Existenz findet er bei denen, die in der
Welt [leben], Glauben?
Wenn nämlich die Jünger einfach einen Menschen aus den Reihen der Unseren und
nicht vielmehr einen Mensch gewordenen Gott verkündet haben und er in dieser Exis‐
tenz bei denen, die in der Welt [leben], Glauben findet, sind wir der Menschenanbe‐
tung verfallen und haben die Schöpfung verehrt, und derjenige, der von Natur aus und
in Wahrheit Gott ist, hat uns in dieser Beziehung persönlich durcheinandergebracht.
Schließlich hat er für uns persönlich den Chor der Theologen ausgerufen. Wenn aber
Christus, nachdem er von den Toten auferweckt worden ist, zu den heiligen Aposteln
gesprochen hat: „Gehet und lehret alle Völker und taufet sie auf den Namen des Va‐
ters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“, dann haben wir an ihn geglaubt und sind
getauft worden, indem wir seinen Tod verkündeten und seine Auferstehung bekann‐
ten. Und da wir gewohnt sind, dies zu tun, sind wir auf keine Weise in den Vorwurf
der Menschenanbetung verstrickt. Christus genießt also nicht als Mensch aufgrund
einer bloßen Verbindung mit Gott Verehrung, sondern vielmehr als ein Sohn und Herr
aufgrund eines Zusammenschlusses mit dem Menschlichen gemäß einer auf den
Heilsplan bezogenen Einung. Denn dann ist das Geheimnis der Frömmigkeit groß.
Schließlich hat sich der Logos, der Gott ist, im Fleisch offenbart und wurde im Geist
gerechtfertigt. Unser Herr Jesus Christus hat nämlich keine Sünde getan. Und er wur‐
de auch von den Engeln geschaut, die in vollem Wissen um seine menschliche Geburt
sagten: „Ehre sei Gott in den Höhen und Friede auf Erden, unter den Menschen
Wohlgefallen.“ Er wurde aber auch unter den Völkern verkündet, gerade weil er wahr‐
heitsgemäß Sohn Gottes, des Vaters, ist, und da er im Fleisch erschienen ist, findet er
bei denen, die in der Welt [leben], Glauben.