(9) „Da nun die Kinder des Blutes und Fleisches teilhaftig geworden sind, hat er
auch selbst auf gleiche Weise Anteil daran genommen, damit er durch den Tod denje‐
nigen, der die Macht des Todes besitzt, also den Teufel, zunichte machen und jene
befreien konnte, die aus Angst vor dem Tode ihr ganzes Leben hindurch der Knecht‐
schaft unterworfen waren.“ Mit den Kindern meint er in diesen [Worten] natürlich
uns, die wir auf der Erde leben gemäß dem in den Psalmen gleichsam aus der Person
Gottes heraus Verkündeten: „Ich habe gesagt: ‚Ihr alle seid Götter und Söhne des
Höchsten.‘“ Soweit es nämlich an dem, was Gott richtig erscheint, und an der ihm der
Natur nach innewohnenden Sanftmut liegt, sind wir wohl alle Kinder, und niemand
entgleitet dem Verhältnis der häuslichen Gemeinschaft mit ihm, sondern, wie David
sagt, ‚sterben wir wie Menschen und fallen wie einer der Herrschenden‘, da wir den
Affekten des Fleisches den eigenen Geist darreichen.
Wie ist er denn nun des Blutes und Fleisches teilhaftig geworden? Da die mensch‐
liche Seele ja eine im Vergleich mit dem Fleisch andere Natur besitzt, bildet sie in der
Zusammensetzung mit ihm im Sinne einer Einung das eine und vernunftbegabte We‐
sen, also den Menschen. So hatte also auch der Logos Gottes, da er auf unaussprech‐
liche Weise selbst mit beseeltem und nicht mit seelenlosem Fleisch, wie einige [mei‐
nen], geeint worden ist, auf gleiche Weise wie wir Anteil an Blut und Fleisch, durch
die Geburt aus einer Frau selbstverständlich. Einer ist denn also der Herr Jesus Chris‐
tus in dem Sinn, dass sich der Logos Gottes selbst mit dem Menschlichen geeint hat,
er aber auch unter diesen Bedingungen geblieben ist, was er war. Wenn er aber als
Leben und Gott selbst die Macht des Todes zunichte gemacht hat, ziemt es sich, es als
etwas ihm Eigenes wahrzunehmen, den Tod erlitten zu haben, auf dass man sage, er
selbst habe, indem er auferstand, das Verderben zunichte gemacht, und [auf dass] er
die Gnade der Unvergänglichkeit unserem gesamten Geschlecht zukommen lasse.
„Denn wie alle in Adam sterben, werden in Christus alle lebendig gemacht werden.“
Und wiederum: Wie nämlich ‚durch einen Menschen der Tod‘, so ‚auch durch einen
Menschen die Auferstehung der Toten‘. Da es aber außerhalb der Maße der nach unse‐
ren Begriffen verstandenen Menschheit liegt, den Tod mit den Füßen zu treten, sagen
wir, dass der Logos Gottes durch eine Einung oder eben eine Gemeinschaft in Fleisch
und Blut Mensch wie wir geworden ist, er aber auch unter diesen Bedingungen stärker
als der Tod geblieben ist. Er war nämlich ein Gott im Fleisch.