(2) Und der Beweis für das Zusammenwirken liegt klar auf der Hand: Der Sohn ist
Mensch geworden. Der Vater sprach eine Empfehlung aus. Der Geist verleiht durch
Zeichen Würde.
Sollte hiernach nun etwa noch jemand daran zweifeln, dass sein Blick auf Torheit
und zugleich auf Gottlosigkeit ausgerichtet ist und er gegen die Lehren der Frömmig‐
keit aufbegehrt? Wie er nämlich, weil er ohne Verstand verwirft, dass der Logos Gottes
Fleisch geworden ist, behauptet, dass er die Einwohnung in einen Menschen zur Wir‐
kung gebracht habe, so akzeptiert er andererseits die Menschwerdung, obwohl die hei‐
ligen Kirchen auf der gesamten [Welt] unter dem Himmel und auch die ehrwürdigen
Väter selbst, die uns die Definition des rechten und tadellosen Glaubens ausgegeben
haben,während der Heilige Geist in ihnen sprach, der Meinung sind, dass die Aussage,
dass der Logos Gottes Fleisch und Mensch geworden ist, nichts anderes bedeutet, als
dass er schlichtweg Mensch wie wir geworden und dem Fleisch nach von einer Frau
geboren worden ist, weil der als Gott über dem Gesetz [Stehende] zusammen mit uns
dem Gesetz unterworfen worden ist.Da es aber, wie ich schon oft gesagt habe, sein
Ziel ist, die Wahrheit aufzulösen, deshalb erhebt er allein sich überaus ungestüm, be‐
kämpft die Auffassungen aller, ergreift die Waffen gegen die unaussprechliche Herr‐
lichkeit und macht sich daran, das, was nur ihm selbst richtig erscheint, wie irgend‐
einen Dreck heimlich in die Kirchen Gottes einzuführen. Er behauptet nämlich, dass
die Menschwerdung eine Einwohnung sei und nicht vielmehr der aus Gott [gezeugte]
Logos sich dazu entschieden hat, auf gleiche Weise wie wir Anteil an Blut und Fleisch
zu nehmen, obwohl der Logos doch in allen Heiligen Wohnung genommen hat und
noch in ihnen wohnt, er sich jedoch nur einmal unter uns begeben hat und mit nur
einem Fleisch eine hypostatische Gemeinschaft eingegangen ist, im Hinblick auf wel‐
ches der Glaube besteht, dass er für uns gestorben und auferstanden ist. Er hat näm‐
lich freiwillig im Fleisch gelitten.
Dass er aber aufs Geratewohl Worte fallen lässt und, da er wenig Acht auf die Ab‐
surdität seiner Aussagen gibt, behauptet, dass Christus durch mittels des Geistes [be‐
wirkte] Zeichen Würde verliehen wird, hat uns die Argumentation, die uns gerade ge‐
lungen ist, wie ich glaube, zur Genüge gezeigt. Lasst uns aber, wenn es recht ist, auch
seine anderen Äußerungen überprüfen! ‚Der Vater‘, sagt er ,sprach eine Empfehlung
aus.‘ Das ‚Er sprach eine Empfehlung aus‘ nun, was das in diesem Zusammenhang
eigentlich bedeutet, kann ich mir nicht recht vorstellen. Es ist nämlich der Überein‐
kunft nach ein Begriff des Marktes und des Bettlerstandes und angefüllt mit gewöhn‐
licher Gaunerei. Ich glaube allerdings, dass er beispielsweise ‚er hat zu sich gestellt‘
besagen will oder eben ‚er hat Zeugnis abgelegt‘. Inwiefern hat der Vater nun, sag es
mir, jemanden empfohlen, der einer göttlichen Einwohnung für würdig befunden
worden ist? Oder trifft das überhaupt nicht zu? Hat er vielmehr darauf hingewiesen,
dass sein eigener Sohn Mensch geworden ist, dabei aber geblieben ist, was er war, ist
und sein wird, nämlich selbstverständlich Gott? ‚Jesus Christus‘ nämlich, der ‚gestern
und heute derselbe ist und in alle Ewigkeit‘.
Wohlan, lasst uns also die ihn betreffenden Aussagen untersuchen. Warum sagt der
Evangelist: „Und Johannes legte Zeugnis ab und sprach: ‚Ich habe den Geist herab‐
steigen sehen wie eine Taube aus dem Himmel und er blieb auf ihm. Das ist derjenige,
der mit dem Heiligen Geist tauft. Und ich habe gesehen und bezeuge, dass dies der
Sohn Gottes ist‘“? Unser Herr Jesus Christus kam nämlich in Übereinstimmung mit
dem Heilsplan, um den Jordan zu heiligen. Er hielt es aber für richtig, zusammen mit
uns getauft zu werden, da er das Geheimnis des mit dem Fleisch verbundenen Heils‐
plans mittels der diesem entsprechenden Maße verwaltete. Es war nämlich nötig, dass
man erkannte, dass der aus Gott, dem Vater, [gezeugte] Logos Mensch geworden war.
Er wurde allerdings als Mensch getauft, taufte 〈jedoch〉 auf göttliche Weise mit dem
Heiligen Geist. Und wir meinen keineswegs, 〈dass〉 er im Range eines Dieners oder
gewissermaßen auf Anlass eines anderen denen, die getauft werden, die Teilhabe am
Heiligen Geist vermittelt habe. Vielmehr hat er die Geheiligten zur Vollendung ge‐
bracht, weil er als Gott von Natur aus selbst aus seiner eigenen Fülle heraus eingibt.
Warum kümmerst du dich also nicht um die Worte und natürlich auch Gedanken, die
zum Richtigen führen, und sagst, dass die Einwohnung in einen Menschen vom Gott-
Logos bewirkt worden sei, obwohl so viele Heilige in eben sich den Gott des Alls als
Einwohner hatten, aber keiner mit dem eigenen Geist getauft hat oder es von
niemandem heißt, er habe auf göttliche Weise in irgendwelchen Menschen Wohnung
genommen, und auch niemand Wohnung genommen hat? Und Christus selbst schlägt
in uns sein Lager durch den Heiligen Geist auf, welcher auch sein eigener wie selbst‐
verständlich auch der Gottes ist, des Vaters, und diesbezüglich gibt er uns eine Ver‐
sicherung, indem er selbst sagt: „Wenn aber der Paraklet kommt, den ich euch vom
Vater aus schicken werde, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, wird jener
über mich Zeugnis ablegen.“ Achte nun also darauf, dass er sagt, dass dieser von Gott,
dem Vater, ausgehende Geist auch der Wahrheit zugehörig ist. Er selbst ist allerdings
ganz und gar die Wahrheit. Warum verkündet er also, wenn er denn wahrhaft kein
Mensch gewordener Gott ist, sondern vielmehr ein Mensch, der die göttliche Ein‐
wohnung als Wirkkraft besitzt, dass er jenen, die an ihn glauben, den Geist Gottes, des
Vaters, als eigenen herabschicken werde?
Aber, wie ich doch sagte, lässt er die Herrlichkeit des Geheimnisses ins Nichts
hinabstürzen, indem er gewissermaßen die bei verschiedenen Handlungen zum Ein‐
satz kommende Wirkkraft der heiligen Trinität aufteilt und jeder einzelnen unter den
Hypostasen für sich zuweist, was die andere nicht getan hat. Er spricht wiederum
folgendermaßen: ‚Der Sohn wählte aus („Ich“, sagt er nämlich, „habe euch auser‐
wählt“). Der Vater heiligte. Der Geist stattete Redner aus.‘
Was für eine unermessliche Geisteskrankheit! Wenn alles vom Vater aus durch den
Sohn im Geist geschieht und wohl nichts vom Vater getan wird außer eben auf diese
Weise, wie sollte derjenige nicht besinnungslos sein, und zwar ganz gehörig, der die in
verschiedenen Fällen [auftretenden] Wirkkräfte der unvermischten und einen Trinität
individuell auf die Hypostasen aufteilt und nicht vielmehr versichert, dass jede einzel‐
ne Handlung vom Vater durch den Sohn im Geist vollbracht wird? Denn wenn der
Sohn Wille, Weisheit und Macht des Vaters ist, wird der Vater wohl, sofern durch
Willen, Weisheit und Macht, immer alles durch den Sohn ins Werk setzen. Auf diese
Weise wählte er die Jünger ihrem Verdienst nach aus. Auf diese Weise, sagen wir, wur‐
den die Auserwählten geheiligt, auf diese Weise wurden sie zu Rednern: vom Vater
durch den Sohn im Geist wie durch eine Gottheit selbstverständlich. „Heiliger Vater“,
sagt er nämlich, „heilige sie durch deine Wahrheit.“ Es heiligt demnach die Wahrheit,
also der Sohn. Er gibt aber ebenso auch den Heiligen Geist ein und macht weise und
durch die Wirkkraft des Heiligen Geistes auf gottgefällige Weise zungenfertig. Er
sagte daher in 〈der〉 Schrift des Matthäus zu seinen eigenen Jüngern: „Wenn sie euch
aber ausliefern, seid nicht in Sorge, wie oder was ihr sagen sollt! Es soll euch nämlich
in jener Stunde gegeben werden, was ihr sagt. Denn nicht ihr seid es, die ihr da
sprecht, sondern der Geist eures Vaters, der in euch spricht.“ Und durch die des Lu‐
kas: „Legt in eure Herzen, nicht im Voraus Sorge dafür zu tragen, euch zu verteidigen.
Denn ich werde euch Mund und Weisheit geben, welcher alle, die euch feindlich ge‐
genüberstehen, nicht widersprechen oder widerstehen können.“
Hörst du, dass er, obwohl der Heilige Geist in ihnen spricht, selbst den Mund gibt?
Er ist schließlich als Logos Spender des Wortes und ein Stifter des Geistes in der An‐
nahme, dass er ihn naturhaft als Eigentum besitzt wie auch der Vater. In einheitlicher
Weise wirkt also die heilige Trinität, und was der Vater tut und verrichten will, das auf
gleiche Weise auch der Sohn und ebenso der Geist. Die Wirkkräfte separat den
einzelnen Hypostasen für sich zu geben, ist allerdings nichts anderes, als drei Götter
auszuweisen, die separiert und grundlegend voneinander verschieden sind. Denn der
Begriff der naturhaften Einung weist im Hinblick auf die heilige Trinität eine Regung
bei allen Handlungen aus. Wenn wir aber sagen wollten, dass, wenn sich eine Hypo‐
stase beispielsweise zu Werken hat bewegen lassen, die zwei [anderen] tatenlos sein
sollen, inwiefern würde [da] nicht ein klaffender Einschnitt herbeigeführt, der es jeder
einzelnen Hypostase wie einen Ort zuweist, außerhalb und in Abtrennung von den
anderen wahrgenommen zu werden, [und zwar] nicht nach dem Grundsatz, dass sie
individuell existieren (denn das ist wahr), sondern wie bei einer in jeder Hinsicht gel‐
tenden Verschiedenheit, die keine Vorstellung zulässt, die zu einer naturhaften Einung
zusammenführt? Eine Natur der Gottheit wird nämlich in der heiligen und wesens‐
einen Trinität wahrgenommen. Dieser gute Mann erdreistet sich aber, den mit Gott,
dem Vater, wesenseinen Gott-Logos kleinzureden, als ob er nicht wüsste, dass er
Mensch geworden ist und dabei das Gott-Sein nicht abgelegt, sondern vielmehr das,
was er nicht war, hinzugenommen hat. Er ergreift nämlich, wie gesagt, das Wort für
den Heiligen Geist, beleidigt allerdings den Sohn, wenn er folgendermaßen über einige
Menschen, die sich entschlossen haben, das Gedankengut des Arius zu pflegen,
spricht: