In der Collectio Dionysius Exiguus lässt Dionysius seiner lateinischen Übersetzung des dritten Briefes an Nestorius eine Praefatio vorausgehen (ACO I,5 S. 235,1–236,4). Er sieht sich in der Schuld seines Lehrers, eines Bischofs Petrus – dieser Bischof konnte bisher nicht näher identifiziert werden. Nach Schwartz, ACO I,5,2 S. V, handelt es sich wohl um den Bischof von Tomis bzw. den Metropoliten von Skythien –, und schickt ihm aus Dankbarkeit seine Übersetzung des dritten Briefes Kyrills an Nestorius. Dieser Brief eigne sich, die Wahrhaftigkeit des dem katholischen Glauben verpflichteten Kyrill auch dem mit diesem Bischof wenig vertrauten lateinischen Westen vor Augen zu führen. Vor dem Hintergrund von Kyrills orthodoxem Denken solle die Verderbtheit der nestorianischen Lehre, die bisher nicht ausgerottet werden konnte, klar hervortreten: „Beginn der Praefatio zum Brief des heiligen alexandrinischen Bischofs Kyrill: Dem seligsten Herrn [und] Vater, dem Bischof Petrus, [sagt] Dionysius Exiguus [seinen] Gruß im Herrn. (1) Ich gedenke eurer Wohltaten, Ehrwürdiger Vater und außerordentliche Zierde der Bischöfe Christi, der ich [mir] immer die mir als Knaben gewidmeten heiligen Bemühungen eurer Erziehung vor die Augen des Geistes rufe [Petrus hatte sich offenbar des Dionysius angenommen, nachdem dieser von seinen Eltern ausgesetzt worden war, s. hierzu Schwartz, ACO I,5,2 S. V], die keine räumlichen und zeitlichen Distanzen vergessen machen konnten, und ich suche, die Gnade mit Gleichem zu vergelten, ohne zu wissen, wie ich einen Weg dazu finden kann. Aber weil der Wunsch, den ich beständig Eurer Väterlichkeit gegenüber hege, in den meisten Fällen durch ein Gelübde erfüllt wird [in Form der Ausführung einer Sache], an der es [sonst] bei der Pflichterfüllung zu mangeln scheint, höre ich nicht auf, [eben dies] mit dem mir möglichen Eifer kundzutun, und deshalb habe ich euch den Synodalbrief des heiligen Erzbischofs von Alexandria, Kyrill, den er einst dem Bischof der Stadt Konstantinopel, Nestorius, geschickt hat, dem zwölf Kapitel angehängt sind, welche die Gotteslästerungen eben dieses Nestorius unter Verhängung des Anathems verurteilen, [und] den ich kürzlich aus der griechischen in die lateinische Sprache übersetzt habe, durch euren ehrwürdigen Bruder Sanctulus übermittelt. Ich hielt dies zu diesem Zeitpunkt für durchaus angemessen, wo sich der den Griechen schon längst gut vertraute, den Lateinern aber noch unbekannte apostolische Glaube eines so bedeutenden Lehrers offenbart, auf dass die nestorianische Sünde klar von den Menschen erkannt und ihrer Bösartigkeit wegen verdientermaßen verworfen werde, da sie nicht aufhört, unter dem Vorwand des Glaubens den Unglauben zu verbreiten, und sich anstrengt, dem jüdischen Wahnsinn und Irrtum entsprechend die Ruhe der über den ganzen Erdkreis hin verbreiteten katholischen Kirche zu stören. Und obgleich ich sehr genau weiß, dass die nichtsnutzigsten Menschen es wagen, die heilbringenden Gebote feindlich 〈anzugreifen〉, und fortfahren, ihre üblen Überlegungen zu verteidigen, darf eine umfassende Belehrung um derer willen, die nicht in ihrer leidenschaftlichen Hingabe, sondern in einem gewissen einfachen Gemüt getäuscht werden, trotzdem nicht versäumt werden, weil es oft geschieht, dass sie mit Hilfe Gottes [ihren] Eifer auf die Wahrheit richten, ob〈gleich〉 sie der Lüge [ihre] Zustimmung gegeben haben. (2) Die vorliegenden Schriften des berühmten seligen Kyrill mögen also eben den Nestorius ermahnen, dass er es nicht wage, den eingeborenen Gottessohn, der vom Vater vor allen Zeiten gezeugt wurde und von demselben Wesen ist wie der Vater, der um unseres Heils willen herabgestiegen ist und durch den Heiligen Geist aus der Jungfrau Maria Fleisch wurde, in zwei zu spalten und er soll nicht mit [seiner] gewohnten Schlauheit danach trachten, eine gewisse Verbindung und Gemeinschaft der Gottheit und des Menschen zu behaupten. Diese Begriffe bezeichnen keine untrennbare Einheit der beiden Naturen und nicht die von ihm verkündete Einzigartigkeit der Person oder jedenfalls der Substanz des Gottessohnes, sondern der Begründer der frevelhaften Lehre sowie seine äußerst gottlosen Anhänger präsentieren [übers. nach der Variante demonstrant im Apparat] kraft dieser Begriffe gewissermaßen zwei [Personen] oder vielmehr [noch] mehr sowie eine frevelhafte Unterscheidung, [und] sie unternehmen es, [diese] durch eine gewisse Würde, Autorität und eine [bestimmte] Beziehung zueinander, wie sie selbst unsinnig denken, zu verbinden. Aber noch mehr als Eurer Seligkeit solches durch die Darlegung des oft genannten Vaters offenbart wird, möge 〈jedoch Gott〉 gewogen geruhen, 〈der〉 katholischen 〈Kirche〉 den Frieden wiederherzustellen und uns dank eurer Gebete in seinen Gliedern zu behüten. Ende.“