CVer4: Nestorius’ zweiter Brief an Coelestin

Inhalt: Der Brief knüpft inhaltlich an das erste Schreiben des Nestorius an Coelestin (CVer3, ACO I,2 S. 12–14 [Dok. 7]) an. Da noch keine Antwort des Papstes eingetroffen ist, wiederholt Nestorius seine Frage, ob es sich bei der Lehre des Julian von Eclanum um eine Häresie handelt. Und wie im ersten Brief bezieht er daraufhin zur Frage Stellung.

Edition: Collectio Veronensis 4, ACO I,2 S. 14,4–15,4; ältere Edd.: Coustant (1967 [= 1721]), Sp. 1079–1082; Mansi, Bd. 4 Sp. 1023f.; Loofs, Nestoriana S. 170–172; PL 48, Sp. 178–181; 50, Sp. 442–444

Verzeichnisnummern: Jaffé (2016–2020), Nr. 833; CPG 5667

Verfasser: Nestorius von Konstantinopel

Datierung: Anfang 430

Griech. Original: –

Weitere lat. Fassungen: –

Literatur: Caspar (1930–1933), Bd. 1 S. 392f.; Vogt (1975), S. 89f. u. 95–97; Wessel (2004), S. 108f.; Krannich (2005), S. 110; Price/Graumann (2020), S. 97f. u. 100–102

Ende des ersten Briefes an Papst Coelestin und Beginn des zweiten an denselben:

(1)Oft habe ich Deiner Heiligkeit geschrieben wegen Julian, Orontius und der
Übrigen, die für sich die Bischofswürde beanspruchen,
sehr häufigen Zutritt beim
frömmsten und gepriesensten Kaiser suchen und uns mit wiederholtem Wehklagen
aufreiben, als ob sie in rechtgläubigen Zeiten aus dem Westen verbannt worden seien.
Bis heute haben wir aber keine Schriftstücke über sie von Deiner Ehrwürdigkeit
erhalten. Wenn ich diese hätte, könnte ich ihnen antworten und würde ihnen eine klare
und bündige Erwiderung auf ihre Klagen geben. Denn jetzt hat niemand, der sich
ihrer Sache widmet, etwas, worauf er angesichts ihrer unklaren Äußerungen [zur Beur­
teilung] zurückgreifen kann, weil andere sie als Häretiker bezeichnen und sagen, dass
sie deshalb aus der westlichen Welt verbannt wurden, sie selbst aber schwören, Opfer
einer Verleumdung geworden und für den orthodoxen Glauben infolge von Hinter­
hältigkeit in Gefahr geraten zu sein. Welche von diesen beiden [Versionen] stimmt,
darüber herrscht bei uns große Unwissenheit. Denn es ist ein Verbrechen, Mitleid mit
ihnen zu haben, wenn sie tatsächlich Häretiker sind. Und andererseits ist es hart und
gottlos, kein Mitleid zu haben, wenn sie Opfer einer Verleumdung sind.

Deine Gott sehr liebende Seele möge also geruhen, uns aufzuklären, die wir bis
jetzt zwischen beiden Einschätzungen hin- und hergerissen sind, das heißt zwischen
Hass auf sie und Mitleid mit ihnen. Wir wollen aber belehrt werden, an welche Auf­
fassung über sie wir uns halten sollen. Denn wir verlieren die Kraft, eben diese Leute
in Hoffnung und Erwartung [auf eine baldige Antwort] Deiner Heiligkeit täglich zu
ignorieren.

1 | 2 1]

Zum Fehlen eines Grußes am Anfang des Briefes s. Anm. zu CVer3,1,2 (Dok. 7).

1 | 2–3 Oft … beanspruchen]

Erhalten ist außer diesem Brief nur der erste, s. CVer3, ACO I,2 S. 12,19–14,3 (Dok. 7). Krannich (2005, S. 110 Anm. 8) hält es nicht für ausgeschlossen, dass Nestorius hier nur auf seinen ersten Brief an Coelestin anspielt.

1 | 2–3 Julian … beanspruchen]

Zu Julian und seinen Anhängern s. Anm. zu CVer3,1,5 (Dok. 7).

Die Akten des Konzils von Ephesus 431. Übersetzung, Einleitung, Kommentar

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