Ebenso eine in der Kirche öffentlich gehaltene Predigt desselben über Adam, deren Anfang
folgendermaßen [lautet]:
Die Sonne, die sich hoch über der Erde befindet und aus dem Osten ihre Bahn zu
uns zieht, verwandelt die Nacht in den Tag, vertreibt den Schlaf und übergibt uns
[unserem] Tagewerk; das Licht der Gotteserkenntnis reißt [unseren] Geist aus dem
Schlaf der Untätigkeit, erleuchtet die Gedanken und regt sie zu Krafttaten an. Es wird
immer wünschenswert sein, dass uns dieses Licht zu leuchten beginnt. Wenn nämlich
jemand diese sichtbare Sonne nicht sieht, lebt er [trotzdem] (denn auch ein Blinder,
der nur vom Hören her Kenntnis von der Sonne hat, lebt), wenn aber die Seelen nicht
von Gott wissen, sind sie gänzlich ohne Sonne gestorben, es sei denn jemand
argwöhnt, dass die leben, über die der Herr selbst sagt: „Lasst die Toten ihre Toten
begraben.“
Ebenso [heißt es] dort weiter unten: Aber jener, der mit dem Urheber der Sterblichkeit
gerungen hat, hat das Leben von beiden [Arten] der Sterblichkeit losgekauft. Denn
eine zweifache Sterblichkeit wütete gegen uns, die eine, die der aus der sterblichen
Sünde heraus entstandenen Natur erwächst, [und] eine andere, die [dem Menschen]
durch die Verachtung der Erkenntnis zuteil wird. Denn nicht von Gott zu wissen,
führt zu einer ähnlichen Empfindungslosigkeit, wie sie sich aus dem Tod ergibt. Zum
Urheber beider Tode wurde also der Teufel. Indem Christus diesen zerschmetterte,
hat er unser Leben von beiden Tode[sarte]n befreit, wobei er nämlich die Seele mit
lebendig machenden Geboten aufrichtete, durch die Auferstehung aber das, was
sterblich ist, kräftigte und wiederherstellte. Denn wenn der Anstifter dahingesunken
ist, wird emporgehoben, was von ihm bedrängt wurde.
Ebenso [heißt es] dort weiter unten: Uns ist das Bild des Ringens um dieses Leben
hinterlassen worden. Denke an die Wüste: Dort hat die göttliche Natur den Menschen
erhoben, indem sie den Tyrannen in der Wüste durch das Bild des Tyrannenmörders in
Schrecken versetzte.
Ebenso [heißt es] dort weiter unten: Er hat jedenfalls den Menschen ihren Lebens‐
unterhalt durch Nahrung und dem Körper Stabilität durch Speisen gegeben. Die
göttliche Schrift aber hat mich gelehrt, dass Gott die Grenzen der Natur überwindet.
Gedenke nämlich der göttlichen Stimme, die ausruft, dass die Menschen sich nicht vor
Hunger und Durst entsetzen, sondern auch dort Folgendes antworten sollen: Gott
kann auch, 〈ohne〉 Brot darzureichen, Hilfe bringen. Denn weil Gott auch ohne Nah‐
rung Lebendigmacher ist, wird das Fleisch auch ohne Speise leben, wenn Gott be‐
fiehlt, dass es lebe. So, wird er sagen, ist es geschrieben und so glaube ich, und indem
ich auf die göttlichen Worte vertraue, erwarte ich kein Leben, das [mir] allein durch
Nahrung zuteil wird.
Ebenso [heißt es] dort weiter unten: Wodurch Adam verletzt hat, eben dadurch stellt
Christus wieder her. Da er ja aus Unglauben und der [verbotenen] Speise wegen
zugrundegegangen ist, indem er Gott keinen Glauben schenkte, und stürzte, weil er
gegessen hatte, begann Christus, als er erschien, vom Glauben und von der Enthalt‐
samkeit her die Natur, da wo sie niedergesunken war, zu erneuern.