Ich, Kyrill, grüße meinen Herrn, geliebten Bruder und Mitdiener Johannes im
Herrn.
Deine Gottesfurcht hat von dem derzeit herrschenden Zustand der heiligen Kirche
von Konstantinopel zur Gänze und aus vielen Quellen erfahren; nämlich dass große
Unruhe aufgekommen ist und auch unter denen, die durchaus rechtschaffen und
anständig sind, viele in dem Status verharren, dass sie aus der Gemeinschaft ausge‐
schlossen sind, da sie die augenblickliche Unruhe im Hinblick auf den Glauben nicht
ertragen haben, welche aufgrund dessen eingetreten ist, was direkt in der Kirche sei‐
tens des überaus frommen Bischofs Nestorius gesagt worden ist, dem auch ich durch
Schriften zugeredet habe, von solcherart unseligen und verdrehten Untersuchungen
Abstand zu nehmen und dem Glauben der Väter zu folgen.Er glaubte jedoch, dass ich
dies in böser Absicht geschrieben habe, und nahm so weit Abstand davon, demjeni‐
gen, der dies wie aus Liebe an Seine Frömmigkeit geschrieben hatte, Aufmerksamkeit
zu schenken, dass er sogar glaubte, indem er solche Dinge denkt und sagt, die Ohren
der Römer an sich reißen zu können. Er hat nämlich, indem er irgendwelche absonder‐
lichen Dinge abfasste, einen langen Brief an meinen Herrn, den überaus frommen
Bischof der Kirche von Rom Coelestin geschrieben und auch seinen eigenen Schreiben
gegen jene, die das Gegenteil von ihm denken, hinzugefügt, dass sie nicht davor zu‐
rückschreckten, die heilige Jungfrau Gottesgebärerin zu nennen.Ferner verschickte er
auch Quaternionen mit seinen eigenen Deutungen. Nachdem jene im großen Rom,
die als überaus gottesfürchtige Bischöfe bekannt waren, diese gelesen hatten und zahl‐
reiche Versammlungen zusammengekommen waren, klagten sie ihn an, indem sie sag‐
ten, dass er eindeutig eine schwerwiegende Häresie eingeführt habe, die sich bei kei‐
nem unter denen, die früher geboren wurden, finden ließe.
Da es aber nötig war, dass ich, nachdem Seine Frömmigkeit geschrieben hatte, all
das, was geschehen war, dorthin melde und auch Kopien dessen, was von uns an ihn
geschrieben worden ist, verschicke, ist notwendigerweise ein Kleriker aus Alexandria
aufgebrochen, der liebe Diakon Poseidonios. Nachdem nun in einer Versammlung sei‐
ne Ausführungen und die Briefe verlesen worden waren – vor allem bei denen gibt es
keinen Raum für Verleumdungen; sie tragen schließlich seine Unterschrift –, hat die
heilige Synode in Rom eine Verlautbarung herausgegeben und auch an Deine Gottes‐
furcht [etwas] geschrieben, dem sich jene, die an der Gemeinschaft mit dem gesamten
Westen festhalten, fügen müssen. Sie haben nämlich das Gleiche auch an den überaus
gottesfürchtigen Bischof von Thessaloniki Rufus geschrieben und an einige andere
unter den überaus frommen Bischöfen in Makedonien,welche auch stets mit seinen
Beschlüssen [sc. Coelestins] übereinstimmen. Sie haben aber um nichts weniger auch
an den überaus frommen Bischof von Aelia Juvenal geschrieben. Es ist nun die Auf‐
gabe Deiner Gottesfurcht, das Nützliche im Auge zu behalten. Wir wollen nämlich
den von ihm getroffenen Entscheidungen Folge leisten, da wir fürchten, aus der Ge‐
meinschaft so vieler [Menschen] herauszufallen, die sich nicht über irgendwelche
anderen Dinge ereifert und auch nicht wegen Kleinigkeiten Aufruhr erregt haben,
sondern für den Glauben selbst und die Gemeinden, die sich überall befinden, und die
Aufrichtung der Völker.
Grüße die Bruderschaft um dich herum. Die in unserer Umgebung grüßt dich im
Herrn.