2. Entitäten

Bei einer Entitäten-Annotation handelt es sich genau genommen um die Annotation von Erwähnungen (Mentions). Von einer Entität kann man erst sprechen, wenn bestimmt wurde, welche Erwähnungen sich alle auf eine bestimmte Entität beziehen.

Zur Annotation von Entitäten gehört einerseits die Information der Grenzen der Erwähnung (Welche Token sind Teil der Erwähnung?), wie auch die Kategorisierung der Erwähnung in verschiedenen Kategorien, beschreiben in den folgenden Kapiteln und die Identifikation des Heads, indem auch dessen Grenzen im Text festgehalten werden.

2.1. Identifikation von Entitäten

Eine Entitäten-Erwähnung wird dann annotiert, wenn die Entität unter eine der festgelegten Entitäten-Klassen (Kapitel 2.9.) fällt. In der Bestimmung der Abgrenzung der Erwähnung, d.h. welche Wörter mit zur Erwähnung gehören, folgen wir soweit möglich der syntaktischen Struktur des Satzes. Eine Erwähnung besteht dementsprechend sowohl aus dem Kern (Head) sowie die diesen umgebende [Nominalphrase]. Ein paar Beispiele um zu beschreiben, was Teil der Erwähnung ist:

Beispiel: “[Der alte Schmied]”1
Beispiel: “[Die Witwe des Schmied]”
Beispiel: “[Des Schmieds Witwe]”
Beispiel: “[Das Haus in der Vorstadt]”
Beispiel: “[Das Haus, das in der Vorstadt liegt]”

Diese Erwähnungen können teils grosse Längen annehmen, gewisse Dokumententypen neigen dazu ihre Informationen stark zu verschachteln. Hier ein fiktives Beispiel, das aber z.B. im Historischen Grundbuch der Stadt Basel nicht unüblich wäre (die eckigen Klammern markieren die relevante Erwähnung):

“Der Schaffner zu den Barfüssen hat [Johannes Schmidlin des Gerbers Behausung samt der Schüren, genannt zum Roten Stern, gelegen in der Steinenvorstadt zwischen der Gerbern Zunfthaus und des Ulrich Zofingers des Schmieds Erben, zinst dem Kloster der Barfüsser 2 sh. alle Fronfasten, sonst frei] um versessenen Zins wegen gefrönt.”

2.2. Identifikation des Heads

Der Head markiert das syntaktisch zentrale Element der Erwähnung. Welcher Teil der Erwähnung der Head ist, ist von der Erwähnungs-Klassifikation (Kapitel 2.3.) abhängig und wird in den dortigen Unterkapiteln erläutert. Die Klassifikation einer Erwähnung wiederum bezieht sich exakt auf den Head. Informationen ausserhalb des Head können wiederum selbst als Erwähnungen, Werte oder Deskriptoren erfasst werden. Head-Elemente können keine weiteren Annotationen enthalten.

Jede Erwähnung muss genau einen Head aufweisen, der aber mehrere Wörtern umfassen kann.

2.3. Erwähnungs-Klassifikation (Mention Type)

Die Erwähnungsklassifikation hält fest, auf welche Weise eine Entität im Text genannt wird.

Wir unterscheiden nach ACE-Vorbild unter den Erwähnungsarten:

2.3.1. Eigennamen-Erwähnung (NAM)

Hierbei handelt es sich um eine Erwähnung der Entität anhand ihres Eigennamens.

Beispiel: “[Hans Schneider, der Karrer in Neuenburg gesessen]”

Achtung, in einem solchen Fall handelt es sich nicht um eine Eigennamennennung:

Beispiel: “[Der Hügel, Büttenberg genannt, liegt 3 Meilen nördlich]”

Hier ist “Hügel” das syntaktisch zentrale Wort (head), während die Eigennamenerwähnung in diesem Fall als Attributivnennung zu verzeichnen wäre (Kapitel 2.7.). Die Erwähnung wäre in diesem Fall eine nominative Erwähnung (Nächstes Kapitel).

2.3.2. Nominative Erwähnung (NOM)

Hierbei handelt es sich um eine Erwähnung anhand eines Nomens, welches kein Eigenname ist.

Beispiel: “[Der Schaffner des Spitals]”

Nominative Erwähnungen zeichnen sich oft dadurch aus, dass sie Informationen zur Entität enthalten, wie den Beruf oder eine Beziehung zu einer anderen Entität. Sie sollten in dem Fall mit einem passenden Subtypen gekennzeichnet werden (Kapitel 2.9.).

2.3.3. Pronominale Erwähnung (PRO)

Hierbei handelt es sich um eine Erwähnung anhand eines Pronomens, häufig ergänzt mit einer Beschreibung.

Beispiel: “[Der, dem der Heinzi zinst]”

Pronominalerwähnungen finden sich aber auch oft innerhalb anderer Erwähnungen als Possessivpronomen.

Beispiel: “[[seine] Frau]”

2.3.3.1. Spezialfall: Selbstreferenzierung (SELF)

Wenn ein Pronomen die verfassende Instanz selbst referenziert, wird statt PRO SELF verwendet.

Beispiel: “[Wir, [Burgermeister und Rat [der Stadt Basel /NAM.GPE_ORG] /NOM.ORG_GOV] /SELF.ORG_GOV]”

Die Entitätsklassifikation wird wie üblich ermittelt, was bedeutet, dass im Text kein Hinweis auf die Klassifikation des Verfassers gegeben ist, dieser als SELF.UNK annotiert werden sollte.

Beispiel “... [die Helblings /NAM.PER..GRP] [uns /SELF.UNK..GRP] gegeben haben”

2.3.4. Unbekannte Erwähnung (UNK)

Aufgrund unleserlicher Schrift kann es vorkommen, dass die Erwähnung nicht mehr zu entziffern ist, obwohl klar ist, dass es sich dabei um eine Erwähnung handelt. Die Stelle kann dann als UNK gekennzeichnet werden.

2.3.5. Präzisierung der Erwähnung

Im Falle von Nominalerwähnungen können wir zusätzliche Informationen festhalten, indem wir die Erwähnungsart weiter präzisieren. Wir versuchen dabei möglichst dieselben Klassen zu verwenden wie für Beziehungen (Kapitel 4) und Deskriptoren (Kapitel 2.7.3), wobei wir noch weitere Präzisierungen speziell zu diesem Zweck definieren.

Wenn z.B. eine Person anhand einer Verwandschaftsbeziehung erwähnt wird (“seine Frau”), dann beinhaltet diese Nennung zugleich eine Beziehung. Indem wir dieselben Klassennamen verwenden, vereinfachen wir den Annotationsprozess (siehe Annotationsanleitung).

Die passenden Präzisierungen sind abhängig von der Entitätsklassifikation und werden aus diesem Grund in den entsprechenden Kapiteln aufgelistet (Kapitel 2.5.).

2.4. Ordinalität

2.4.1. Einzelne Entität (SGL)

Die Erwähnung betrifft eine einzelne Entität.

Beispiel: “[Heinzi Schneider]”

2.4.2. Mehrere Entitäten (GRP)

Die Erwähnung betrifft eine Gruppe von Entitäten.

Beispiel: “[Die Nachbarn an der Gerbergassen wohnend]”

Wichtig ist bei GRP, sich der Abgrenzung zu den ORG-Entitäten bewusst zu sein. Bei GRP handelt es sich normalerweise um Erwähnungen im Plural. Bei ORG handelt es sich um “feste” Gruppierungen mit klaren Grenzen, die auch meist langfristig definiert sind. Bei Familien zum Beispiel handelt es sich nicht um GRP vom Typus PER, sondern um ORGs.

2.4.3. Negierende Erwähnung (NEG)

Die Erwähnung nennt die Entitäten auf negierende Weise. Oft unspezifisch erwähnt.

Beispiel: “[Kein Kohlestürzer] soll hier wohnen”

2.5. Entitäts-Klassifikation

Die Aufzählung aller Klassen des Basis-Schemas findet sich unter 2.9., weitere Typen, die nur für bestimmte Projekte interessant sein könnten unter 2.10.

Ein Typus kann durch weitere Subtypen genauer definiert werden, im Falle von Geopolitischen Entitäten ist ein solcher sogar Pflicht.

2.6. Spezifität

2.6.1. Spezifische Entität (SPC)

Die Erwähnung bezieht sich auf eine spezifische “existierende” Entität.

Beispiel: “[Das Haus zum Wind]”

2.6.1. Unspezifische Entitäten (USPC)

Die Erwähnung bezieht sich auf keine spezifische Entität. Beispiele wären eine undefinierte Masse von Entitäten:

Beispiel: “[Viele Leute] sagen…”

Oder die Verwendung von “man” auf unspezifische Weise:

Beispiel “Wenn [man] die Strasse Richtung Gerbergassen geht”

2.7. Referenzen / Attribute / Listen

In BeNASch verwenden wir zur vollständigen Informationserfassung verschachtelte Annotationen. Zudem halten wir neben den eigentlichen Entitätserwähnungen auch weitere Informationen zu den Entitäten fest. Wir unterscheiden hierbei zwischen Listen, Referenzen, Attributen und Deskriptoren (Kapitel 2.9.). Attribute und Deskriptoren können nur innerhalb von Listen, Referenzen und Attributen vorkommen.

2.7.1. Referenzen (REF)

Eine Referenz ist eine Erwähnung, die sich nicht auf dieselbe Entität wie die darüberliegende Erwähnung bezieht.

Beispiel: “[der Schreiner /REF]”2

Beispiel: “[der Schaffner [des Spitals /REF] /REF]”

2.7.2. Attribute (ATT)

Bei einem Attribut handelt es sich um eine Erwähnung, die sich auf dieselbe Entität bezieht wie die darüberliegende Erwähnung.

Beispiel: “[Heinzi Müller, [der Schreiner /ATT] /REF]”

2.7.3. Listen (LST)

Listen-Elemente dienen dem Zweck, Aufzählungen von Entitäten miteinander zu verbinden und sie einfacher in Beziehung zu setzen, z.B. mit Attributen, die sämtliche aufgezählte Entitäten betreffen. Ein Beispiel verdeutlicht die Nutzung:

Beispiel: “[[Heintzi Schneider] und [Johann Ammann], [Nachbarn an [der Eisengasse]] /LST]”

Eine Liste enthält Verweise auf alle Erwähnungen, die Teil von ihr sind (im obigen Beispiel also “Heintzi Schneider” und “Johann Ammann”). Ein Attribut oder ein Deskriptor kann zudem eine Liste beschreiben, so wie sie sonst zu einer anderen Erwähnung gehören können.

Listen ähneln in ihrer Funktionsweise GRP-Erwähnungen, haben aber keinen Head, dieser wird durch die Aufzählung der Entitäten ersetzt. List können Erwähnungen von verschiedenen Klassifikationen enthalten.

Beispiel: “... zinst [[dem Predigerkloster /ORG] und [Johann von Arx /PER] /LST] …”

Als Aufzählungen anzusehen sind Entitätenerwähnungen, welche durch Konjunktionen (auch Kommas falls zutreffend) verbunden werden und damit eine gemeinsame Rolle im Dokument einnehmen, z.B. als Verkäufer, Zinsempfänger oder Ziel einer Beziehung.

2.7.3.1. Optionale Spezialtypen

Für manche Projekte ist es praktisch, wenn neben Konjunktivkonstruktionen weitere Listen-artige Konstruktionen als LST-Spezialtypen klassifiziert werden können. Ein solcher Untertyp wäre zum Beispiel LST.CONTRA, welcher bei manchen Gerichtsdokumenten zum Einsatz kommt.

Beispiel: “[[Heintzi Schneider] contra [Johann Ammann], [Nachbarn an [der Eisengasse]] /LST], betreffend …”

LST.CONTRA

Verbindung von Entitäten über “contra”, “gegen” oder ähnliches.

2.8. Deskriptoren (DESC)

Text innerhalb von Entitätenerwähnungen, welche die Entität näher beschreiben, selbst aber keine Erwähnungen darstellt, wird als Deskriptor annotiert. Deskriptoren dienen in der Praxis auch dazu, Beziehungen und Ereignisse im Text zu verankern (Siehe die Anleitung in Kapitel 7 für Details).

2.8.1. Deskriptor identifizieren

Deskriptoren können alle Klassifizierungen nutzen, welche für Erwähnungs-Präzisierungen, Beziehungen und Ereignisse zulässig sind.Auch weitere beschreibende Spannen können als UNK-Typ verzeichnet werden, falls notwendig. Deskriptoren halten sich wie Entitätenerwähnungen an die Syntax. Deskriptoren entsprechen üblicherweise [Adjektivphrasen]. Zum Beispiel (die DESC-Spanne hier in geschweiften Klammern):

Beispiel: “…hat [das Haus, {[am Rhein] gelegen}], gekauft.”

Aufgrund der speziellen Eigenschaften von vormodernem Deutsch können wir mit Deskriptoren aber auch andere beschreibende Textstellen markieren. Zum Beispiel wenn bei einem Relativsatz das einleitende Pronomen fehlt:

Beispiel: “…hat [Das Haus, {[am Rhein] gelegen}, {zinst 5 sh. auf Martini}], gekauft.”

Beispiel: “[Hans Peter {selig}]”

2.9. Basis-Typologie zur Entitätsklassifikation

Als Klassen definieren wir solche Kategorien, welche für alle oder zumindest die meisten Projekte von Interesse sein sollten, und daher immer annotiert werden sollten, wenn das volle Schema verwendet wird.

Durch Unterklassen können die Klassen präziser definiert werden, wobei dies optional ist (Siehe Kapitel 2.7), abgesehen von den Subklassen von GPE.

2.9.1. Übersicht (alphabetisch)

  • GPE (Geopolitische Entitäten)
    • GPE (im Kontext nicht unterscheidbar)
    • LOC (im Kontext eines Ortes genannt)
    • ORG (im Kontext einer handelnden Entität genannt)
    • PER (Erwähnung der Bevölkerung des Gebiets)
  • LOC (Orte)
  • ORG (Organisationen)
  • PER (Personen)

2.9.2. Personen (PER)

Wir annotieren Erwähnungen von einer oder mehrerer Personen mit der PER-Abkürzung. Bei mehreren Personen ist die Unterscheidung zu beachten, ab wann es sich nicht mehr um eine Gruppe von Personen handelt, die erwähnt wird, sondern um eine Organisation im Sinne einer ORG. Oft kann dies über die Ordinalität unterschieden werden.

Beispiel PER+GRP: “[Die Zimmerleute des Spitals]”

Beispiel ORG: “[Die Gesellschaft der Schaffner des Spitals]”

Ein wichtiger Spezialfall ist jedoch zu beachten, wenn eine Personengruppe semantisch für die Organisation selbst steht. Ein häufiger Fall aus dem Historischen Grundbuch der Stadt Basel wäre z.B. die Erwähnung von Klöstern (also Organisationen) als “Die Frauen von Klingenthal” oder “den Herren zu St. Peter”. Decken sich diese Erwähnungen sinngemäss mit der Erwähnung der Klöster, werden sie als Organisationen, nicht als Personengruppen, erfasst.3

Dazu kommt noch die Unterscheidung von GPE.PER-Erwähnungen, welche dann Vorrang haben, wenn Personen als Angehörige einer GPE genannt werden.

Beispiel GPE.PER: “[Die Berner\] gingen…”

2.9.2.1. Erwähnungs-Präzisierungen für Personen

Hier folgen die etablierten Präzisierungen für PER-Erwähnungen. Sie sollten verwendet werden, wenn eine Entität als NOM, manchmal auch als PRO, erwähnt wird. Mehr zu Erwähnungs-Präzisierungen in Kapitel 2.3.5.

2.9.2.1.1. func (Funktion)

Die Person wird durch eine langfristige Funktion beschrieben. func dient dabei als Auffang-Subtyp, präzisere Tags wie occ dienen für nähere Beschreibungen der Funktion.

Beispiele ???

2.9.2.1.2. occ (Beruf)

Die Person wird durch ihren Beruf beschrieben. Es handelt sich hierbei um eine Präzisierung von func. Ist nicht klar, ob es sich um einen Beruf im eigentlichen Sinne handelt, sollte func verwendet werden.

Beispiel Erwähnungspräzisierung: “[der Schneider] sagte…”

Beispiel Erwähnungspräzisierung: “[Ulrich, [der Zimmermann], zu [Neuenburg] gesessen]”

2.9.2.1.3. org-aff (Organisationszugehörigkeit)

Die Person wird durch eine passive Zugehörigkeit zu einer Organisation beschrieben.

Beispiel Erwähnungspräzision: “[ein Bürger zu [Bern /REF.NAM.GPE_ORG] /REF.NOM_ORG_AFF.PER]”

2.9.2.1.4. org-job (Tätigkeit in Organisation)

Die Person wird durch eine Tätigkeit für eine Organisation beschrieben. Es handelt sich hierbei um eine Präzisierung von org-aff.

Beispiel Erwähnungspräzision: “[der Schaffner des [Spitals]]”

2.9.2.1.5. origin (Herkunft)

Die Person wird durch einen Ort beschrieben. Dabei ist nicht klar, ob es sich um den derzeitigen Wohnort oder Herkunftsort oder sogar einen Beinamen handelt.

Beispiel Erwähnungspräzision: “[Der Dornacher]”

2.9.2.1.6. owner (Besitztum)

Die Person wird durch den Besitz von etwas beschrieben.

2.9.2.1.7. rel (Beziehung)

Die Person wird durch eine langfristige Beziehung zu einer anderen Person oder Personengruppe (nicht ORG!) beschrieben. Kapitel 2.10. schlägt Präzisierungen vor für Projekte, welche insbesondere interpersonelle Beziehungen untersuchen wollen.

Beispiel Erwähnungspräzisierung: “[Greta von Arx [[Elisabeth von Arx [selige]] Tochter /ATT.NOM.REL]]”

2.9.2.1.8. title (Titulierung)

Die Person wird durch einen Titel, den sie trägt, beschrieben. Dies stellt eine Präzisierung von func dar. Wenn ein Titel gleichzeitig auch eine berufliche Tätigkeit beschreibt, sollte occ verwendet werden.

Beispiel Erwähnungspräzisierung (Gleich zweimal): “[[Herr] Hans von Sehen, [Ritter]]”

Manche Titel sind nur durch Kontext als solche erkennbar. Im obigen Beispiel wird “Herr” als Titel annotiert, da Hans von Sehen im unmittelbaren Kontext als Adliger erkennbar ist und “Herr” ihn als solchen auszeichnet. Gerade in späteren Dokumenten wird “Herr” hingegen als generelle Anrede verwendet, in welchem Fall es nicht als Titel zu annotieren ist.

2.9.3. Orte (LOC)

Ein Ort wird als eine Entität definiert, zu, durch oder an welche man gehen kann. Dazu zählen natürliche, fassbare, Orte wie Flüsse oder Berge, aber auch menschengemachte Strukturen wie Häuser, Strassen und Brücken, sowie nicht fassbare Konzepte wie geographische Regionen, solange sie nicht gleichzeitig politische Entitäten sind.

In Kapitel 2.10. finden sich Richtlinien für präzisere Klassifizierungen von Orten, wie z.B. ein separater FAC-Tag für menschengemachte Strukturen, sollte ein Projekt diese Unterscheidung wünschen.

2.9.3.1. Erwähnungs-Präzisierungen für Orte

Bisher gab es keinen Bedarf dafür.

2.9.4. Organisationen (ORG)

Organisationen unterscheiden sich von Gruppen, indem sie meist einen Eigennamen besitzen und langfristige, etablierte Entitäten darstellen. Im Gegensatz zu modernen Annotationsschemata können wir hierbei keine Definition erklären, welche sich auf den “offiziellen” Status einer Gruppierung bezieht. Insofern würden wir sagen, dass es sich dabei um eine zu ihrer Zeit anerkannte Organisation handeln sollte.

In Kapitel 2.10. werden Richtlinien für genauere Kategorisierungen von Organisationen genannt, welche für gewisse Projekte wünschenswert sein könnten, z.B. REL für Religiöse Organisationen wie Klöster oder Stifte.

Organisationen können leicht mit PER.GRP verwechselt werden. ORG ist dann angebracht, wenn sich die Erwähnung deutlich auf eine Organisation als ganzes bezieht. So sollte “einige Augustiner” nicht als ORG annotiert werden, sondern als PER.GRP, aber “zinst den Augustinern” hingegen schon.

Wichtig ist auch zu bemerken, dass gewisse Orte eng mit Organisationen verbunden sein können. So existiert ein Kloster meist sowohl als Organisation (der Orden) wie auch als Ort (das Gebäude). Diese Erwähnungen sind jeweils entsprechend ihres Kontexts zu annotieren.

2.9.4.1. Erwähnungs-Präzisierungen und Deskriptoren für Organisationen

Bisher gab es keinen Bedarf dafür.

2.9.5. Geopolitische Entitäten (GPE)

Geopolitische Entitäten unterscheiden sich von anderen Entitäten in der Hinsicht, dass dieselbe Entität sowohl in ihrer Rolle als Ort, als Organisation oder auch als Personengruppe referenziert werden kann. Wir verwenden in jedem Kontext die Annotation GPE, aber versehen diese mit einem entsprechenden Subtyp. Dieses Problem wird in den ACE-Guidelines genauer besprochen, wir fassen es hier aber nochmal zusammen.

2.9.5.1. GPE

In manchen Fällen wird die GPE direkt referenziert. In diesem Fall verwenden wir GPE.GPE als Annotation.

Beispiel: “Es unterschreiben [die Orte [Basel], [Bern], [Zürich]]”

2.9.5.2. LOC

Wird die GPE im Sinne einer LOC genannt, verwenden wir GPE.LOC.

Beispiel: “[Ulrich [der Schneider] gesessen zu [Neuenburg]]”

Wir verwenden in diesem Fall die Subtypen, welche auch für LOC-Entitäten gelten.

2.9.5.3. ORG

Wird die GPE im Sinne einer ORG genannt, verwenden wir GPE.ORG.

Beispiel: “[Bürger zu [Basel]]

Wir verwenden in diesem Fall die Subtypen, welche auch für ORG-Entitäten gelten.

2.9.5.4. PER

Wird die Bevölkerung einer Stadt referenziert, verwenden wir GPE.PER.

Beispiel: “[Die Berner]”

2.10. Optionale Entitäts-Klassen

2.10.1. LOC-Subtypen

2.10.1.1. Menschengemachte Strukturen (FAC)

Mit FAC werden Orte annotiert, die von Menschen geschaffen wurden. Das schliesst sowohl Gebäude als auch Strassen und Plätze ein.

Beispiel: “[Die Behausung in [der S. Alban Vorstatt]]”

2.10.1.2. Wasserkörper (WAT)

2.10.1.3. Natürliche Region (GEO)

Natürliche Regionen sind definiert durch geologische oder ökologische Eigenheiten. Dazu zählen z.B. Berge, Gebirge, aber auch Wälder.

2.10.1.4. Künstliche Region (REG)

Künstliche Regionen definieren sich nicht primär durch geologische oder ökologische Eigenheiten, stellen aber auch keine geopolitischen Entitäten dar. Denkbar wären hier z.B. “das Zürichgau”.

2.10.1.5. Himmelskörper (ASTR)

Mit ASTR werden Erwähnungen von Himmelskörpern gekennzeichnet. “Die Sonne”, “Der Mond”.

2.10.1.6. Grenze (BOR)

Mit BOR werden Orte gekennzeichnet, die Grenzen zwischen anderen Orten darstellen, insbesondere zwischen GPEs.

2.10.2. ORG-Subtypen

2.10.2.1. Regierungsorganisationen (GOV)

Mit GOV werden Erwähnungen annotiert, die nicht Regierungen als ganzes betreffen (dazu ist GPE_ORG da), sondern nur Teile der Regierung, selbst wenn diese eine führende Position innehaben.

Beispiel: “[Mr . Lienhart Bientz [der Rebman], [des Rats /NOM.ORG_GOV]]”

2.10.2.2. Religiöse Organisationen (REL)

Unter REL fallen Organisationen wie Stifte und Klöster.

Beispiel: “... zinst von eigenschaft zu [S. Claren]”

2.10.2.3. Zünfte, Berufsverbände (OCC)

Mit OCC werden Erwähnungen, die auf Zünfte und Berufsverbände verweisen, annotiert.

2.10.2.4. Familien (FAM)

2.10.3. PER: rel-Präzisierungen

2.10.3.1. Verwandtschaft (family)

Unter diese Präzisierung fallen Bezeichnung, die der heutigen Definition einer familiären Beziehung entsprechen, also Geschwister, Eltern, Kinder, etc. Für die Bezeichnung einer Person durch die Ehe oder festen Partnerschaft zu einer anderen Person gibt es zudem den Tag married

2.10.3.2. Verheiratet (married)

Unter married fallen Beschreibungen von Personen durch feste Partnerschaften oder Ehe.

Beispiel: “[Jerg Holzman], und [[seine] Frau /NOM.PER.married]”

2.11. Komplizierte Fälle

2.11.1 Mehrere Personen mit nur einem genannten Nachnamen

Beispiel: “Hedwig und Bertschi Eberli”

Werden zwei Personen genannt, aber nur bei einer der Familienname beschrieben, folgen wir den Prinzipien der textnahen Annotation.

Beispiel: “[[Hedwig /PER] und [Bertschi Eberli /PER] /LST]”

Für weitere Informationen siehe Diskussion


  1. In Beispielen zeigen die eckigen Klammern eine Annotation an, eine Unterstreichung markiert den head. Etwaige weitere Annotationen im Beispiel werden weggelassen, wenn sie für das Beispiel nicht relevant sind. 

  2. Hinter dem / steht eine allfällige Klassifizierung. 

  3. [Diskussion: Personengruppen, die ORGs repräsentieren]